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Dienstag, Oktober 26, 2010

tim kasher - the game of monogamy (2010)

kriegste hin, ja, das mit den gefühlen. diesen drängelnden immer-gefährten, das nicht ablegen können ist eine unvereinbare last. unvereinbar mit deinem lebensdrang, deiner stets hoffnungsschwangeren einstellung, mit der vergangenheit, die von lustbarkeit und energie beredt zeugnis ablegt. doch die beziehungen stocken nicht, sie vollführen runde um runde, ob nun mit oder ohne dein zutun. und verändern sich. auch wenn stillstand geübt wird. gerade dann, vielleicht. doch, du bekommst das hin. das formulieren und nachzeichnen deiner befindlichkeit. was das wert ist, offenbart sich nicht gänzlich. ein leichter schleier bleibt auf deinen betrachtungen. ein album präsentiert tim kasher, das zwischen singer/songwriter gefühlsbeschau und der rockpop deklaration changiert, die einem cursive und the good life frontmann gut zu gesicht steht. aufgepeppte arrangements an penibler perkussion und einem arsenal an blas- und streichinstrumenten, von der posaune über die trompete bis hin zu flöten, schließlich ergänzt um harfe und die ihrer steifigkeit enthobenen violinen. das offensichtliche hoch- hinaus ist dann doch aber weniger kalkulierte ansage denn mutige komposition. jedem song wird eine eigene stimmung zugebilligt, eine persönliche note verliehen. es ist, als würde kasher respekt zollen, seiner idee und der metamorphose, aus der schließlich dieser eine song hervorgeht, so dass der schaffensprozess viel mehr beinhaltet als nur den ausgangsgedanken. so löst sich das höchsteigene vom produzenten und erfasst das umfeld, um daraus neu generiert wieder aufzuerstehen. mit erin tate (minus the bear), matt maginn (cursive), patrick newberry (cursive, head of femur, lacona) und dem glacier national symphony fand sich denn auch ein illustrer unterstützerkreis. der rückgriff darauf könnte unterschiedlicher nicht sein. auf einem der schönsten stücke auf "the game of monogamy", dem wunderbaren "strays", flottiert tim kasher lediglich die akustische. später eine harmonika. hier wird die nähe zu einem freund wie conor oberst besonders deutlich. die von beiden geschätzte unmittelbarkeit zum lied, zum ausdruck und zur aussage. später deckt das ensemble mit "bad, bad dreams" alles auf, was in ihm schlummert. die wucht der vereinten attacke, die lust am parforceritt, mithin an der ambition zu einem perfekten song. so schadet denn der massive einsatz nicht. doch macht er auch den unterschied. zu einem früher, dass sich durch weniger katharsis, durch weniger narzissmus auszeichnete. zu einem tim kasher, der heute zwar der konvention namen zu geben weiß, wie sie andere so nicht benennen können, der jedoch zu oft den simplen vergleich, die kurzschrittige metapher sucht. dabei tut es keinen abbruch, dass sein gesang mehr ein sprechsingen ist. wer ihn kennt, kennt das. "the game of monogamy" ist das album eines mannes am scheideweg. der hüpfer ins vierte jahrzehnt wird aus einem kurzen zögern heraus angesetzt. die persönliche krise wird zur metakrise erklärt und öffentlich zu schau gestellt. als gewappneter kann man das versuchen. anderen würde man ihre emotionen glatt wieder zurückgeben. ich gebe zu, im cursive korsett verstehe ich kasher besser. solo ist er eine eigene hausnummer, die zwischen 3 und 13 oszilliert. "the game of monogamy" erschien via saddle creek am 05. oktober, hierzulande zeichnet affairs of the heart verantwortlich und gibt den release ab dem 18. november frei.
tim kasher - cold love

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