schön oldschool aufgemacht, das pink floyd like artwork gleicht wahrlich endsechziger jahre scheiben. und mit "innerspeaker" findet sich zudem ein titel, der die hegemonie des äußeren perfekt wiederspiegelt. nicht weniger das produkt selbst. das flächig und breit angelegte soundkonzept vollendet den grundgedanken einer rückwärtsgewandten produktion. was sich hier deutlich an tradiertem anlehnt, ist so fern der gegenwart nicht. die zeigt sich längst freundlich gesinnt den mäandernden gitarren-, den keyboardsounds und fügt sich jamsessions, genauso wie der unnot zu fricklertum und hippiesken anleihen. die diversifikation musikalischer stile macht so auch vor psychedelicrock nicht halt. tame impala gelingt dabei ein album seismografischer abtastung all jener klangexponate, die für eben jenes genre herhalten müssen. es finden sich die verhallten und /oder echoisierten gesänge, gern in mehrstimmigen aufnahmen, die exzessiven soli, das improvisieren, eine vielzahl an effekten, schleifen, loops, rückkopplung. die komplexität mancher komposition gemahnt an eine wirre mischung aus cream, the yardbirs, the doors, jefferson airplane, beach boys... die liste ist auf ihre art stets erweiterbar, von jedem zu vollenden. tame impala sind kevin parker, dom simper und jay watson. während kevin und dom bereits jahrelang miteinander werkeln und einige ihre ergüsse auf selfreleases verewigt wussten, traf man jay erst vor einiger zeit im westlichen australien. der typ passte ganz hervorragend in die noch wenig umjubelten ideen der bis dato auf zwei limitierten. denn es fehlte am groove. den schüttelte ab sofort der dritte im bunde aus dem ärmel. obwohl das trio noch verdammt jung ist, klingt "innerspeaker" wie das werk gestandener kerle. die riffs werden saftig aus der hüfte geschossen, glitschig das gleiten an den hälsen, aufgefangen von den wabernden strömen herrlichster psychodelicasosse. die schießbude agil, die beats treffsicher und dominant, wo sie es sein müssen, fundamentierend, wo darüber ein filigranes feuerwerk sichere standbeine zu schätzen weiß. die sinnlichen passagen fasst schon ein wenig altklug, zum beispiel wie im letzten drittel von "runway, houses, city, clouds" dandyhaft vorangesmootht wird. eine selbstbetitelte ep schoben sie ihrem 11track monument bisher voran. ab jetzt gilt eine andere zeitrechnung, das tame impala aeon hat begonnen. man stelle sich ein auf abgehangene grower alá "it isn't meant to be", das sich wie ein zudeck fügt, wenn man gerade ein zudeck benötigt. entwehender gesang an einer im background ernsthaft rudernden gitarre, einer orgel, die sich stilgerecht feiert, an einer melodie, die haften bleibt, wie es den ganzen kleister braucht, der in dieses stück gepackt wurde. nicht zuletzt aufgrund der verhallung bleibt es atmend. oder "desire be desire go", das sich nicht entscheiden kann, ob es beatlesk hoffiert werden will oder aber breitbeinig dem stonrerock frönt. oder "alter ego", welches synthiefiziert und electrogebeatet hymnen ansteuert oder "solitude is bliss", das mehr als alles andere an frumpy erinnert. und das sind gute erinnerungen! ein album das bleibt. denn es hat das zeug zum klassiker. die aktuelle bewertung des von dave fridmann (mgmt/flaming lips) gemixten albums würde auf euphorie verzichten und lieber der mittelbaren und der unmittelbaren zukunft vorschub leisten. "innerspeaker" erscheint bei uns am 05. november (modular/rough trade).
04.11.2010 Köln, Gebäude 9
09.11.2010 München, 59 to 1
11.11.2010 Hamburg, Beatlemania
12.11.2010 Kiel, Rolling Stone Weekender Festival
Biste im 59:1 am Start? Ich hab mich akkreditieren lassen :)
AntwortenLöschenWas ist denn "ein Album seismografischer Abtastung all jener Klangexponate"...
AntwortenLöschenKönnte man das mal auf deutsch haben? Ich verstehe das nicht.
@tom: ja, mal schauen, dagegen spricht bisher noch nicht viel.
AntwortenLöschen@oliver: es ging hier um die sensible erfassung der sozusagen noch erfassbaren nachhalle einer längst verstorben gemeinten musikgattung, deren klangexponate hier und heute in der musik dieser tollen band erkennbar werden.
Wir schon deutlich klarer, bloß mein Nichtverstehen bezog sich hauptsächlich auf das Wort "Klangexponate". Exponate kenne ich aus dem Museum, als Ausstellungsstücke. Sind Klangexponate dann also letztlich Lieder? Oder einzelne Klangfetzen,Songpassagen etc.?
AntwortenLöschenunter klangexponate subsumierte ich einfach die besonderheiten des genres.
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