manchmal sollte man ernst gemeinte ratschläge nicht einfach so in den wind schlagen. hätte ich auf den guten oliver gehört, der in seinem konzertbericht zu the hold steady das benutzen von schallschutz empfahl, hätte ich mir diesen enormen tinnitus, der mich noch eine nacht später beherrschte, ersparen können. war das ein krawall! ein gewumms! drei stromgitarren auf anschlag! ein fetter bass! ein schlagwerk, das wirklich und wahrhaftig eingespielt klang und dazu eine hammond- und synthie- kombi, die für das nebulöse drumherum sorgte. es bratzte und gierte, dass es eine lust war. genau der grund, warum wir ganz nah an der bühne, direkt unter einer box stehen mussten. der soundwall riss uns um. das bier tanzte in der pulle und unter den füssen waberte der boden. es war laut! richtig laut.
hinzu kaum, dass der mix ziemlich mies und dumpf aus den lautsprechern wuppte. craig finns gesang verschwand im gewitter seiner begleiter und die konzentration lag zwangsläufig auf seiner agilität, seiner versponnenen theatralik, seinen ausufernden gesten, seinem höchst sympathischen minenspiel. so ein clown! so ein witziger knabe! ein derwisch. so lustvoll sah ich selten jemand. selbst die passagen, die fürs publikum gedacht waren, sang er aus voller kehle, während das mikro irgendwo hinschwenkte, nur nicht vor seinem mund war. ein paar textsichere gab es zwar im recht vollen 59:1 schon, nur langte dies nicht für das eingeforderte feedback. machte gar nichts. craig galoppierte weiter, als lassoschwingender cowboy ohne hut vor seiner herde war er aber auch charmant und voller anziehungskraft. fast charismatisch.
the hold steady zeigte sich vor allem in gestalt ihres leadgitarristen als erstklassig. so wie tad kubler alle naselang sein werkzeug wechselte, so kreativ zeigte er sich auch an den geräten. er sorgte für die harmoniebögen, für die stimmungswechsel und für das ausscheren aus dem noisegesteuerten unterbau. so wurde einem nicht nur derber ballast entgegen geschoben, sondern eben auch fetzen voller melodischer glückseligkeit. das machte den unterschied. von song zu song. und so widerspreche ich demselben oliver, der behauptete, vieles würde sich ähnlich anhören. dies ließ sich in münchen doch recht gut differenzieren. sehr variabel und gut verwoben das zusammenspiel aller protagonisten. das fühlte sich erprobt und gekonnt an, ohne dass man routiniertes heraushören musste. im gegenteil übertrug die band die gute stimmung auf das publikum und erlahmte auch nicht, als zur zugabe gerufen wurde. für die hohen musikalischen weihen, und da bin ich mit dem konzertblogger dann doch einer meinung, reicht es auch meiner meinung nach nicht. aber für einen abend gas geben allemal. ich muss schluß machen und meinem ohrsausen frönen.
setlist: sweet part / rock problems / constructive summer / multitude of casualities / magazines / hurricane j / on a hike / banging camp / chips ahoy! / barfruit blues / cheyenne sunrise / stevie nix / sequestered in memphis / girls like status / we can get together / stuch between stations / your little hoodrat friend / the weekenders / massiv nights / a slight discomfort
Super Bericht! Sehr lebendig! In den letzten Tagen lief bei mir das Album Boy and Girls in America noch mal rauf und runter. Mit The Hold Steady kann man definitiv Spaß haben.
AntwortenLöschenja, kann man. da lege ich auch mal mein elitäres anspruchsverhalten ab und geniesse...
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