die electrical audio studios in chicago sind erste wahl. backsteinwände, mehr boheme denn abgewrackt, versiegelter, glänzender parkettboden, vollständiger verzicht auf übliche beigaben wie unordnung und staub. wuchtige holzbalken queren den raum. scharf ausgeleuchtet jeder winkel, an die wände sorgsam gehangen nach farben sortierte kabel. lediglich teppiche unter dem klavier und unter den ausgerichteteten klappstuhlreihen erinnern an anderorts übliche studioausstattung. doch diese sterile atmosphäre lässt sich sehr gut in einkling bringen mit einem viertägigen ausflug nina nastasias inklusive ihres kleinen ensembles, mit dem sie unter regie von steve albini in eben jenem chicagoer exil album nummer sechs aufnahm. paul bryan (selbst: bass und piano) unterstützte die arbeit als arrangeur eines kleinen orchesters, bei dem neben den altgedienten jay bellerose (drums) und tortoise mitglied jeff parker (gitarre) matt szemela (violin), amie weiss (violin), lev zhurbin (viola) und stephen day (cello) an den streichern dienten. mit diesem wissen ausgezeichnet, lassen sich auch flott alle bedenken aus dem weg räumen, die ein zu feistes ornat befürchteten. fast schon kammermusikalische züge weist "outlaster" auf, wären da nicht die aktiva schlagzeug und bass und gitarre, die genauso in die lücken stossen, wie es die streicher tun. lücken, die sich auftun, wenn nina nastasias unprätentiöses und zugleich vermittelndes, anziehungsbedürftiges organ abtaucht. das liedwerk auf diesem geschlossenen werk gibt ihr dazu immer wieder die gelegenheit, ohne dass bedrückende kargheit entstünde. das zusammenführen von auf beziehungsstände konzentrierten texten, entsprungen einer unvermittelt vertrauten sangesquelle, und dem dynamischen, facettenreichen spiel aller mitstreiter ergibt ein sinnliches wie obsessives erlebnis.
1. cry, cry, baby: der opener ist wegweiser und türöffner zugleich, so sparsam und bedacht, so gefühlig und sentimental, so grazil und beflissentlich, so aufsteigend und so ebnend, so ehrlich und berührend, 3:43
2. moves away: das subtile fahrt aufnehmen und das tempo dennoch wieder abstreifen, wuchtig ge(schnee)best, sticheln aus dem off, die streicher lähmend wie in einem krimi und nina holt mit wenigen worten aus, das verlassen bekannter pfade, neues terrain gilt es zu betreten, 1:50
3. you're a holy man: in selbstverständlichkeit gewandet trotz des orchestralen auftritts, der gesangliche gleichklang im gegensatz zum agilen instrumentarium, die bridge gereicht ohne worte zur glorie, ein stück kammerpop erster güte, 3:33
4. you can take your time: zerbrechlichkeit neben präsenz, stimmungsvoll, betonend, abstrahierend die worte der fürsprache, empathisch und zugewandt: "do you think i judge you / tell me how it looks to love you / i am not a stranger / i know you well and it's hard to tell / you can take your time to work things out / it'll be alright / [...] / just don't hang up...", 4:49
5. this familiar way: ein tango, eine klage, ein altes thema, die mißlichkeit einer dreiecksbeziehung, die jammernde violine, das konterkarierende streichersemble, zupfend, beredt, der aufgewühlte gesang, schwermütige, angegangene minuten, 5:03
6. what's out there: die erzählerische note wird aufrecht erhalten, alles hält an zu strömen, um den worten beweisanträge zu stellen, die agil springenden streicher, die wärmenden streicher, die versöhnlichen streicher und das auftrumpfen, das bekräftigen, das maßlose, hier sind die spannungsbögen dramaturgisch perfekt gezeichnet für eine beschreibung der schrecken abgeschiedenen wohnens, 3:59
7. a kind of courage: famoses beieinander, eloquent, narrativ, konsequent, erguss in schaukelnde ströme wohligen seins, geschicktes verflechten von erdigen tönen mit dem immer wieder neu entfachten kopfgesang, 4:08
8. wakes: vielleicht die schönste melodie auf "outlaster", auf jeden fall die gesanglich größte herausforderung, die nastasia leichthin meistert, entgegengesetzt jeglicher abweisenden pose, die sie auf fotos einzunehmen pflegt, mutet sie dem hörer hier viele facetten ihres wesens zu, 4:23
9. one way out: gitarre und gesang, das schleifen über den saiten ist genauso vernehmbar wie das leichte vibrato in ninas stimme, ein stiller und intimer moment, 2:55
10. outlaster: der abschluss hält sich in beklemmender stimmung bedeckt, nur wage das spiel, outlaster "depicts a lonely soul adrift on a polar seascape, the lament of one who has outlasted even the natural term of her own life", schreibt das label, 5:20
das portraitierte aufgewühltsein des covers setzt sich konsequent in den liedern von "outlaster" fort. letztendlich klebt es am hörer wie honig am diebischen bären. nina nastasia ist ein berührendes, zugleich aber auch offen zugängliches und in klarer sprache gezeichnetes album gelungen. es distanziert nicht, hält den hörer nicht auf abstand. es lässt mit hinein sehen. in die prozesse des emotionalen betroffenseins wie in seine musikalischen transformation. damit rückt sie auf. und gesellt sich zu den songwriterinnen, die großes schaffen konnten, ohne physikalische gesetze aushebeln zu müssen. sie setzten und setzen auf berührung, das über die erste gewissheit hinausgeht.
"outlaster" erscheint am 07. juni auf fatcat records in allen formaten. die single "cry, cry, baby" ist seit dem 10. mai erhältlich.
abschliessend. zwei taschen mit aktuellem- album- aufdruck stehen zur verlosung aus, hier fotografisch hinterlegt. die ersten kommentatoren erhalten den zuschlag. viel glück!
2. moves away: das subtile fahrt aufnehmen und das tempo dennoch wieder abstreifen, wuchtig ge(schnee)best, sticheln aus dem off, die streicher lähmend wie in einem krimi und nina holt mit wenigen worten aus, das verlassen bekannter pfade, neues terrain gilt es zu betreten, 1:50
3. you're a holy man: in selbstverständlichkeit gewandet trotz des orchestralen auftritts, der gesangliche gleichklang im gegensatz zum agilen instrumentarium, die bridge gereicht ohne worte zur glorie, ein stück kammerpop erster güte, 3:33
4. you can take your time: zerbrechlichkeit neben präsenz, stimmungsvoll, betonend, abstrahierend die worte der fürsprache, empathisch und zugewandt: "do you think i judge you / tell me how it looks to love you / i am not a stranger / i know you well and it's hard to tell / you can take your time to work things out / it'll be alright / [...] / just don't hang up...", 4:49
5. this familiar way: ein tango, eine klage, ein altes thema, die mißlichkeit einer dreiecksbeziehung, die jammernde violine, das konterkarierende streichersemble, zupfend, beredt, der aufgewühlte gesang, schwermütige, angegangene minuten, 5:03
6. what's out there: die erzählerische note wird aufrecht erhalten, alles hält an zu strömen, um den worten beweisanträge zu stellen, die agil springenden streicher, die wärmenden streicher, die versöhnlichen streicher und das auftrumpfen, das bekräftigen, das maßlose, hier sind die spannungsbögen dramaturgisch perfekt gezeichnet für eine beschreibung der schrecken abgeschiedenen wohnens, 3:59
7. a kind of courage: famoses beieinander, eloquent, narrativ, konsequent, erguss in schaukelnde ströme wohligen seins, geschicktes verflechten von erdigen tönen mit dem immer wieder neu entfachten kopfgesang, 4:08
8. wakes: vielleicht die schönste melodie auf "outlaster", auf jeden fall die gesanglich größte herausforderung, die nastasia leichthin meistert, entgegengesetzt jeglicher abweisenden pose, die sie auf fotos einzunehmen pflegt, mutet sie dem hörer hier viele facetten ihres wesens zu, 4:23
9. one way out: gitarre und gesang, das schleifen über den saiten ist genauso vernehmbar wie das leichte vibrato in ninas stimme, ein stiller und intimer moment, 2:55
10. outlaster: der abschluss hält sich in beklemmender stimmung bedeckt, nur wage das spiel, outlaster "depicts a lonely soul adrift on a polar seascape, the lament of one who has outlasted even the natural term of her own life", schreibt das label, 5:20
das portraitierte aufgewühltsein des covers setzt sich konsequent in den liedern von "outlaster" fort. letztendlich klebt es am hörer wie honig am diebischen bären. nina nastasia ist ein berührendes, zugleich aber auch offen zugängliches und in klarer sprache gezeichnetes album gelungen. es distanziert nicht, hält den hörer nicht auf abstand. es lässt mit hinein sehen. in die prozesse des emotionalen betroffenseins wie in seine musikalischen transformation. damit rückt sie auf. und gesellt sich zu den songwriterinnen, die großes schaffen konnten, ohne physikalische gesetze aushebeln zu müssen. sie setzten und setzen auf berührung, das über die erste gewissheit hinausgeht.
"outlaster" erscheint am 07. juni auf fatcat records in allen formaten. die single "cry, cry, baby" ist seit dem 10. mai erhältlich.
abschliessend. zwei taschen mit aktuellem- album- aufdruck stehen zur verlosung aus, hier fotografisch hinterlegt. die ersten kommentatoren erhalten den zuschlag. viel glück!
13.05. Admiralspalast Berlin Germany
14.05. Espace B Paris France
Dann wollen wir doch mal. :)
AntwortenLöschenEin schöner Text, Eike, der das Album, soweit ich es nach zweimaligem Hören beurteilen kann, sehr gut einfängt. Ich freue mich schon, das ganze Ergebnis dann über die Anlage hören zu können, wird bestimmt noch einmal ein mehrschichtigeres Erlebnis.
P.S. Beonders gefallen hat mir: "nina nastasias unprätentiöses und zugleich vermittelndes, anziehungsbedürftiges organ". Eine tolle Beschreibung.
Hallo!
AntwortenLöschenHabe reingehört und muss sagen, sehr fein. Sehr sehr fein und sicher ein mehrmaliges Hören wert. Ich werd mich mal umsehen, wo ich das Album bekommen kann hier in Österreich..
AntwortenLöschenWeiter so.. = )
Gruß aus Wien..
Jens
Hallo.. ich habe nun einmal reingehört und muss sagen, prima das Ganze, überraschend und mit viel hintergründigem, was es durch Mehrfachhören zu entdecken gilt..
AntwortenLöschenMal sehen, wo ich hier in Österreich das Album bekomme.. Gruß aus Wien, jensauswien
kilian und jens müssten mir noch ihre adressen zukommen lassen! dann gehen die hübschen taschen auf den weg!
AntwortenLöschendennis kriegt auch eine, klar!
ach so, adressen bitte an: klienicum at yahoo dot de
AntwortenLöschendanke!
Danke für diese tolle Aktion.
AntwortenLöschenBin gesspannt, wo sich "Outlaster" mit dem nächsten Jahresupdate tummeln wird, höhenluftig wird es wohl unbedingt.
Ganz großartige Arbeit wieder einmal. lieber Eike. Sensationell was du leistest! Ich hoffe, Nina morgen im Espace B zu erwischen und werde dann berichten. Natürlich werde ich deinen Post verlinken :)
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