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Samstag, April 17, 2010

neue töne (771): the miserable rich

ein neues album. eine nachricht, die mehr sonne denn schatten verspricht. denn mit the miserable rich verschreibt man sich den guten geistern. "of flight and fury". das frühjahr. wo aus dem bemühen ein munteres gelingen wird. die streicher konzertieren schon den hummelflug, die akustische richtet den grund. im aufgebot steht mehr. denn dem chamber pop ist man entstiegen. die background gesänge, das trompetieren, das flächige wiegen. das agile stringensemble. und beschäftigt sich die aufs midtempo verschriebene branche mit dem liebesleid, gehen die brightoner darüber hinaus, als wäre der herzetod nur eine fußnote im menschlichen fristen. die trunkene fahrt auf dem fahrrad oder die belastungen des alltags in einer kleinstadt, da jeder jeden kennt und man kaum mehr geheimnisse haben kann, scheinen wichtiger und vor allem ergiebiger. und wer sollte sich nicht mehr am kleingeist und den niederen bemühungen stossen als diese weltläufigen musiker? james de malplaquet trägt nicht nur zur zierde das weinglas auf die bühne. apropos bühne. im letzten jahr hatten the miserable rich einen vielbeachteten auftritt auf dem obs. dass sich hinterher tonnenweise alben verkaufen ließen, beschreibt nur einseitig das talent der band. mit "of flight and fury" kommen sie heuer (siehe unten) erneut auf hiesiges parkett. verpassen sollte man sie nicht.

das neue album (seit vergangenen freitag auf hazelwood vinyl plastics) markiert zwei außerordentlichkeiten. eine unbestimmheit, die sich vor allem in den wellentauglichen tracks wiederspiegelt, die oft nicht wissen, ob vor oder zurück. als kriterium unhaltbar und keineswegs indikator für qualität. denn ohne reiz ist es nicht, wenn sich die fünfe zum aufspiel einfinden und zueinander kommen, statt miteinander weiter. zum anderen fällt die ästhetische note auf. sie wird diktiert durch geschlossenheit in den arrangements und durch distanz. distanz im vortrag, als trüge man die vermeintlichen wahrheiten nur ungern an die hörer heran, distanz, die sich widerum auch in der unbestimmtheit, der auf entscheidung vertagten harmonien offeriert.
1) hungover: nonchalanz/schnoddrigkeit oder ist es leichtigkeit/übermut über flockiger pianospur, ein pfeifen, leichter hall, background raunen ornamentieren den sittsam instrumentierten auftakt, der zugleich ein aufruf ist, bei erhellendem stimmungsbogen, einem melodischen pfiff, dem man frei von willen folgen muss, 2:22,
2) hidden track: und dennoch ein weiterhin verzögerter beginn mit diesem dreher, flink tanzen die fingerlein über des klaviers weiße und schwarze tasten, ein lachen aus dem saal, die streicher färben ein, immer wieder ein paar stimmen, ein instrumental für die wartezeit, 3:41,
3) pegasus: das durchstarten weiterhin verzögert, ein gedrosselter track zwar, der sich dennoch nicht am dichten instrumentenaufwurf satt sehen kann, 4:33,
4) chestnut sunday: frühlingsbegrüßer im vollen ornat, die beweglichen streicher, das lebendig machen, die gewandte rhythmik, das bekräftigen, 4:18,
5) flight #1: zwischenspiel, 0:35,
6) sommerhill: beschwingt geklöppelt dieses vortreffliche beispiel unbeschwerter und zugleich ernsthafter narration, es darf nicht an streichern mangeln, 4:42,
7) the mouth of the wolf: ernste töne, warme, bedeckte, der gesang aus der tiefe, beängstigend, fahrt aufnehmend, motiviert, 4:34,
8) flight #2: zwischenspiel, 0:27,
9) bye bye kitty: gitarren dominiert, von sanfter violine umwoben, der gesang geschmäcklerisch angepasst, 3:49,
10) for a day: basssequenz, statischer rhythmus, scheue stimmungsmache, der gesang exaltiert, abgehoben, in zwiesprache mit der quengelnden violine, ein track so ungebunden wie unbestimmt, 4:13,
11) flight #3: zwischenspiel, 0:46,
12) oliver: lieblicher eintritt, die aufgewertete akustische nebst lichter soundbewegung, sanftes anstimmen, leichte mitnahme des hörer, doch: kollektiv intonierter und ernsthaft betonter refrain, befördert durch unstrittiges streichensemble, das die fordernde melodie in die strophen trägt, 5:41,
13) flight #4: zwischenspiel, 0:47,
14) let me fade: jeder pop- und rocknummer näher als dem bisherigen kammermusikalischen ansatz, aber dennoch auf entfremdete weise, transportiert auf den leichten sohlen ihres anheimen instrumentariums, 4:37.
will calderbank, mike siddell, jim briffett, rhys lovell und james de malplaquet sind die protganisten. begegnet ihnen. ihre brillanz trägt schleier. er ist zu lüften, so viel ist klar.
the miserable rich - somerhill (excerpt)
the miserable rich - bye bye kitty (excerpt)

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