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Samstag, April 03, 2010

martha tilston - lucy and the wolves (2010)

martha tilston habe ich über pond life kennenglernt, wo es zwei ihrer frühen alben für lau zum download gab. während "rolling" noch in die kategorie lofi gehörte, spielte martha auf "rop swing" bereits mit der auch später immer wieder zu rate gezogenen backing band the woods. dazwischen erschien "bimbling" in 2004, mit diesem album begann auch die in der öffentlichkeit wahrgenommene karriere dieser herausragenden sängerin und songschreiberin. aufgewachsenen in einem arg vorbelasteten elternhaus war es nur zwangsläufig, dass auch martha den künsten zugeneigt war. wagte die engländerin zunächst die schauspielerei, fand sie sich doch alsbald bei der musik wieder. im einvernehmen mit nick marshall bildete sie zunächst das duo mouse, nahm aber zwei alben später den solofaden auf, um ihr eigener herr zu sein. wobei die zuhilfnahme des bis zu sechsköpfigen ensembles von the woods steter ausdruck ihres musikalischen verständnis blieb. jenes zeichnet sich durch tradiertes harmoniegefühl, ein vollmundiges soundbild und ausgewogenheit in arrangement und liedgestaltung aus. im einsatz für das neue martha tilston album "lucy and the wolves" waren bouzouki, banjo, flöte, violine und cello auch, gitarren, bass, mandoline. posaune. selten. die akustische herangehensweise unterstreicht wie stark tilston zwischen den wogen eines vollen klangbildes und der dezidierten hervorhebung einzelner elemente oszilliert. noch prägnanter ist ihr gesang, diese taubehangene, unverstellte und leuchtende stimme. sie ist so ausdrucksstark und wendet doch immer wieder ein, lange vor dem kitsch und entgeht so unverhältnismäßiger betonung genauso wie hinlänglicher versöhnung. schon der opener "the cape" kann dank tilstons an kolloraturen andippender stimme sowie seiner windigen, springenden klavierspur, den fliehenden streichern und dem flotten refrain begeisterungsjauchzer entlocken. nachfolgendes "rockpools" gefällt dank der gegensätzlichkeit von grundierendem bass und den hellen strings. das läuternde singen marthas rundet ab oder schließt vielmehr zusammen. noch viel näher kommen wir ihr aber in "lucy", in dem ihr gesang dominant den vordergrund bestimmt, während hinten herum eine gitarre mäandert. jetzt erinnert tilston an die frühe rickie lee jones, wenn sie den tönen hinauf nachjagt, wenn sie im abgesang leiser wird, als neige sie den kopf und fröne dem eben geäußerten gedanken aufs neue. wunderbar. doch schon "who turn" offeriert eine weitere stärke der steve tilston tochter. stimmungen werden gezielt nach färbungen abgegrast, nach ihrem ganz speziellen odem, nach dem extrakt. nur so ist das leichte zittern, das wehklagen zu verstehen. sie hat ein gefühl für die verbindungen, ein versöhnendes verständnis, in dem zeitloses mit populärem verschmilzt. so gelingt ihr ein folkalbum, das sich einvernehmlich in popgefilde wagt, ohne abgerundetem schönklang zu verfallen oder gar nach breiter zustimmung zu ächzen. manchmal erinnert sie wie zum beispiel in "searching for lambs" an labelkollegin jackie oates. ein segen, solchen mädels zuhören zu dürfen.
"lucy and the wolves" erscheint am 26. april auf tilstons squiggly records bzw. auf one little indian (30.04.).
martha tilston - rockpools (2010)

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