seiten

Dienstag, Oktober 06, 2009

konzert: hugo race & true spirit, 05.10.09

eine verlässliche livezusammensetzung für true spirit gibt es vermutlich nicht, so muss man gespannt und neugierig bleiben, wer einem gegenüber tritt, wenn hugo race auf dem plan steht. neben dem erfahrenen groover diesmal dabei das langzeitmitglied und damit wenigstens eine konstante: an den drums chris hughes. ergänzt werden die beiden altgedienten durch den jungen dave allen am bass sowie an der e-gitarre bzw. steel den nicht viel älteren hellhound brown. der zog im haus der kultur zu waldkraiburg, das mit mageren 30 zuhörern spärlichst besetzt blieb, zunächst solo auf. seiner gewienerten, hochglanzpolierten steel entlockte er einen willigen blues, wie wir ihn von den baumwollfeldern nachhallen hören können. mittels bottelneck ließ er sich dabei auf keine kompromisse ein und spielte dennoch rhythmisch und melodiös auf höchstem niveau. dass ihm hugo race bei seinem aktuellen soloalbum unter die arme griff, war angesichts dieser gefälligen performance kein wunder. die halbstündige schau endete unter so viel applaus, wie er möglich scheint, wenn wenige händepaare alles geben.
zunächst zu dritt, ohne den abgetretenen solisten, starteten hugo race & true spirit und schnell wurde klar, hier werden heute abend keine gefangenen gemacht. der sound war derbe, roh und schroff, dampfte dumpf und zischend aus den boxen. hugo gabelte an seiner lieblingsklampfe die unter der hand vertriebenen melodien auf und sang sich die seele aus dem leib. warm werden, erst einmal. ein motto, das wohl eher den vereinzelten im auditorium galt. die zumeist altsemestrigen hatten sich vermutlich auf einen abzunickenden abend eingestellt, dabei vollführten die bald zu einem vierer ergänzten musiker einen sattsamen perforceritt. bietet das letzte album "53rd state" (glitterhouse) vielfach depressives material, so wurde doch eher das galoppierende auf die setlist gesetzt. neben acht songs vom 08er album tauchten aber auch pretiosen aus früheren dekaden auf, so z.b. das erfrischende "keep it on" von "last frontier" in der zugabe oder das gemütlich sich selbst umschiffende "on the bright side" vom 06er werk "taoist priests". daneben glänzten vier auszüge von der hervorragenden "the goldstreet session" scheibe aus 2003.
die vier funktionierten wie ein schweizer uhrwerk und dabei brachte jeder von ihnen eine persönliche besonderheit mit ein, die das klangbild erst formen sollte. dem jungen basser kam sicher der gediegenste part zu, da er für stabilität, für ein fundament zu sorgen hatte. denn die rhythmusfraktion belief sich fast ausschließlich auf ihn allein, weil der drummer, weil der geniale chris hughes alles andere tat, aber nie nur stoisch diktierte. im gegenteil vollführte er höchst konzentriert, dabei immer wieder matt geradeaus stierend, eine drummingkunst, wie ich sie nur selten sah. agilität gepaart mit einer antizipierenden spielweise, als erahne er die nächsten winkelzüge seiner vorderleute. unter seinen federnden beats geriet jedes arrangement zu einer abwechslungsreichen vorführung, ohne längen, ohne wirkungsarme passagen. das war hohe kunst und ich war lange nicht so beeindruckt worden. doch ohne brown an steel und e-gitarre wäre der zinnober ohne rechte kanalisierung geblieben. es schien, als würde der schlaksige kerl alle fäden, die von den drei mitmusikern abgerollt wurden, aufnehmen, um sie gebündelt, auf heiß umwachster kerze miteinander zu verschmelzen. dabei stand er unscheinbar, dem licht der scheinwerfer ausweichend, abseits und konzentrierte sich auf die helle belebung des klangs auf den dünnen saiten seiner instrumente.

im mittelpunkt der darbietung blieb bei allem glanz der kollegen aber hugo race selbst. seine düstere, schaurige mär, die ihn seinem alten fahrensmann n. cave so ähnlich macht, dräut durch jedes kapitel seines programms. er bietet nie schonkost. dennoch bleibt er ein magerer hund, als ginge ihm selbst immer neu zu nieren, was er zu erzählen hat. er macht keine show und keine anstalten, er spielt ungebremst und dennoch ohne palaver. seine gesten sind ungefeilt. seine gestalt, die eines hobos, eines weitgereisten. dem australier nimmt man schier alles ab. auch sein lächeln ob der begeisterung im rund. dafür, dass sich hier nur so wenige menschen eingefunden hatten, dafür spielte die band ein außerordentlich warmherziges und dynamisches konzert, das sich wie stets einer genrebeteuerung entzog.
setlist: high on love / on the bright side / we create tomorrow / make me mean / dumb down / girl called sunset / is yr love strong / whem midnight comes / midas touch / 53rd state / sodium rum / mystery world / zugabe: lsd is dead / coming clean / keep it on

06.10 Frankfurt – Sinkkasten
07.10 Köln – Underground
08.10 Aachen – Musikbunker
09.10 Essen – Grend
10.10 Hannover – Musikzentrum
11.10 Hamburg-Norderstedt – Music Star
13.10 Berlin – Frannz Club
14.10 Halle – Objekt 5

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen