so einer veranstaltung wie dem orange blossom special kann man mit ein paar worten und netten bildchen nicht gerecht werden. den spirit, die großartige atmosphäre bekommt man nur schwerlich so eingefärbt, dass dem leser eine ahnung entsteht. doch wird der geneigte sich auch an verkaterte sonntage erinnern. an die blässe, die aus dem spiegel entgegen strahlte und an die hoffnung auf ruhe, frieden und einen tag voller aspirin und milden wassern. unnachgiebig aber strömte pünktlich zur mittagszeit das publikum in die arena. und mit baby universal war eine band angesagt, die es ganz gewiss nicht besinnlich angehen lassen wollte. im gegenteil handelt es sich bei den jungs aus dem osten der republik um schwer atmende, liebevoll krawallende burschen. rock mit viel groove, hooks und dank gezieltem bass, diverser perkussionsabenteuer und diffiziler leadguitar ein leckerbissen, wie er nicht erwartet wurde. ein exzellenter einstieg in den abschließenden festivaltag. und wen die sonne störte, dem brachte vielleicht sänger cornelius ochs etwas von konzertstimmung und erlebnisromantik zurück. nicht nur, und das ist unstrittig, dass er über ein spitzen gesangsorgan verfügt, er bietet dem hörer mehr. in seiner manier, einen jim morrison oder mick jagger zu imitieren, muss man keine absicht unterstellen. er ist wohl wie er ist. er geriert sich arme wedelnd, in sich verdrehend, wüst glotzend und mit direktem kontakt zum auditorium. er zieht blank und erntet eifrigen beifall. eine show. aber eine, die spaß macht. der dichte rhythmusteppich, der den gang federn macht, die unverstellte gitarre und die feinen läufe auf dem bass muten dem sänger wenig zu. er ist geborgen wie in abrahams schoss. ob woody guthrie cover oder eigene songs ob p.i.l.s "not a love song", allesamt funktionieren. setlist: mother / black spider / dancing witches / belle starr / black sun roll / hey man / morning comes / bye bye love / no lovesong / girls of mars / dig away / boys & girls / monkey dance
ganz schön früh schon mussten the miserable rich ans werk. die hätte man sich für eine gerissenere stunde des tages gewünscht, für die dämmerung vielleicht. wer schrieb 'kammerpop'? keine ahnung. ich wollte es mit 'barockfolk' überschrieben haben. und zwar einer auf wirkung potenziert. kalkulierte breaks, tempoverschiebungen, finessen in den arrangements, gekonnt, gezielt. gesetzt mittels cello - gestrichen, berührt, geklopft, violine - gezupft, gesenst, gefahren, kontrabass - innig besetzt und gitarre, die auf vordringliche weise wie eine leidenschaft bedient wurde. dazu kommt, dass sänger james de malplaquet ein entertainer bester schule ist und das publikum auf amüsante weise behandelte. witzig, angriffslustig ein bißchen, pointiert, mit sanften gesten und einem verschmitzten lächeln unterstrichen. selbst seine gefährten hatten ihre freude daran. man musste nur den mit hut kopfbedeckten cellisten beobachten, wie er griente und sich herrlich amüsierte ob des gerissenen frontmanns. was auf tonträger ein elektrofaden ist, der die chose zusammenhält, ist live die dichte und aufeinander abgestimmte, akustische begleitorgie aus gerauntem saitenspiel. faszinierend, wie gut die maschinerie funktioniert. und dem vorstehend ein sänger, der mit weinglas bewaffnet, die zügel hält. ausgezeichnet. setlist: early morning / somerhill / the time that's mine / boat song / kitty / hot chip / poodle / chestnut / muswell / monkey / pisshead / merry go around
eine persönliche auszeit nahte. nicht wegen der antretenden acts, sondern vielmehr weil die sonne ordentliche bratzte und das getümmel in der menschenmenge kaum zum aushalten gewesen wäre. so genoss ich etwas abseits die nachfolgenden bands. zunächst starteten the fabulous penetrators, die als stag-o-lee ableger für furore sorgten. genau das richtige für die gleißende nachmittagshitze. wer nicht eh schon schwitzte, dem rann bei erzwungener bewegung dank rockabilly, garagerock wie von allein der schweiß die achseln herunter. phantastische, geradezu fulminante vorstellung der briten!
anschließend folgte maria taylor am mittlerweile späten nachmittag. sie bestätigte meine bühnennahe abstinenz mit einem guten, aber eher langatmigen set. das aktuelle album neigt sich schwer zum flügellahmen pop. den zelebrierte sie allerdings mit engagement und in versierter begleitung. ich höre maria gern singen und so schwelgte ich versonnen und unverdrießlich. bessere unterhaltung kann man sich für so einen tag kaum wünschen. dass i am kloot nachfolgend auftraten, verzeichnen nur die geschichtsbücher, ich war beim chinesen: es gab gebackenes gemüse und alsterwasser. lecker.
morgen gibts den rest. baskery und get well soon wollen resümiert werden und Ihr werdet ebenso mit einem in sternchen ausgedrückten fazit belästigt werden. was war wohl der beste auftritt?
dass Rotweintrinker mit Kammermusik den Garten rocken (können) hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Tolle Entdeckung diese Miserable Rich.
AntwortenLöschenMaria Taylor war genau das Richtige für eine lauschigen Sonntagnachmittag. Plätscherte angenehm, zwar ohne echte Höhepunkte, vorüber, wurde dabei aber irgendwie eins mit Ort und Zeit...
Ich war das mit dem Kammerpop :) Aber ob Kammerpop oder Barockfolk, gut waren sie doch, nicht war? Schön, daß diesbezüglich Einigkeit besteht. Rotwein hat James auch in Paris gesüffelt. Und ich dachte noch, daß er dies nur in Frankreich machen würde...
AntwortenLöschenIch möchte ein "h" kaufen! Natürlich sollte das "nicht wahr" heißen...
AntwortenLöschenWas? Du hast gebackenen Chinesenmampf I Am Kloot vorgezogen? Unglaubliche Frevel passieren hier!
AntwortenLöschen@oliver: 16 der 19 angebotenen konzerte habe ich mitgenommen. wer das von sich behaupten kann, hebe die hand. irgendwann war der saft mal raus und eine essenspause angesagt. dass es ausgerechnet i am kloot getroffen hat, tat mir hinterher auch weh. aber he, das angebot war insgesamt so großartig, dass es immer einen guten act getroffen hätte.
AntwortenLöschenboy division hatte ich sowieso vergessen zu erwähnen. sie spielten parallel zweimal auf.
Ausrede akzeptiert. Da siehst Du mal, wie ich mich ob der unzähligen Konzertbesuche oft fühle: saft-und kraftlos. Konzertbloggerei, ein Knochenjob!
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