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Donnerstag, Juni 04, 2009

konzert: orange blossom special 13, 29.-31.05.09, teil 4

die obs sause ging am späten samstag nachmittag mit marissa nadler weiter. als new folk prinzessin angesagt, irritierte marissa sicher einige zuschauer nicht nur im lineup, sondern schließlich auch mit ihrer vorstellung. doch die farbigkeit des breiten musikalischen spektrums ist auch ein anspruch der glitterhouse crew. hier ein wagnis, dort eine frische brise. zudem sorgt die übersichtlichkeit des festivals, seines geländes dafür, dass tuchfühlung mit den künstlern möglich ist. marissa und ihre band streiften schon vor ihrem auftritt umher und so war begegnung möglich. unkompliziert und für einen fan einfach traumhaft. die folkqueen, mit augenzwinkern vermerkt, geruhte, auf dem balkon ein plätzchen einzunehmen oder durch den backstagebereich zu streifen. und wer von ihrem kleidzipfel berührt wurde, ward umgehend fröhlich. ein begeisternder empfang wurde ihr schließlich beschieden, als sie und ihre drei begleiter die bühne betraten. in blässe geschminkt und anfangs eher schüchtern agierend, versank marissa umgehend in ihren songs. brillant das spiel auf der gitarre, aktzentuiert, betonend hier, untermalend dort. unmittelbar der gesang, wie er sich schwebend gehör verschafft und sich an die rezeptoren der hörenden haftet. von dort drängt er weiter vor. marissas elegien brauchen raum, aber sie fordern nicht, sie sind und wer sie nicht beachtet, wird nicht verstört. hinhören musst du und bereit sei für einen somnambulen vortrag. elegien von glanz. rhapsodien mit flüchtigen themen. und wenn sie "silvia" haucht, falle ich in ohnmacht. "breaking on the daylight / hey put flowers round your grave and i sang a silly song for you / hey hey hey hey hey / silvia, silvia". und wenn sie klagt, stimme ich ein: "without a lover / without a friend / without a saviour / without a friend / without a lover / without a care / mayflower walked away / away towards the air / and if you see her / call out her name / and if you hear her / out in the rain / mayflower maybelle / it was her name". aber nicht nur ältere songs wurden zum besten gegeben, auch vom aktuellen album "little hells" durfte man naschen. ihre band stand dabei rücksichtsvoll im hintergrund und stützte die wankende künstlerin mit höfischem eifer. der beifall gab allen beteiligten recht, dem veranstalter und den künstlern. marissa und co. hatten ihren platz auf dem obs gefunden und viele überzeugt, die zunächst skeptisch waren.

the band of heathens standen auf dem plan und ich verfing mich im gespräch. herzliche grüße an b., den ich endlich kennenlernen durfte, und es war mir eine freude und ehre, über das gesamte konzert der begnadten rootsrocker hinweg mit ihm zu ratschen. also, konzert verpasst und so muss ich meine klappe halten. nur so viel: der in musikdingen äußerst erfahrene st. meinte abschließend, dass er positiv überrascht war vom kraftvollen und dynamischen auftritt.

einer meiner säulenheiligen trat an, da die dämmerung über beverungen lag. kristofer aström, der sich in der vergangenheit nicht hat entscheiden können zwischen popsong oder einem mehr rockig orientierten image. vielleicht ist das auch gut so. denn so bleiben ihm viele wege offen. und uns die offerten, den verstiegenen gitarrenparts zu folgen oder zu seinen schwungvollen liedern mit den hüften zu wackeln oder gar in die hände zu klatschen. doch in anbetracht der tatsache, dass sich kristofer die rainaways zur seite nahm, war zumindest klar, es würde dampf abgelassen. diese rolle übernehmen zuvorderst die kollegen, denn der schwede agiert eher schüchtern auf der bühne, eingeschlossen vom eleganten bassspiel des langbärtigen alten und der flankierenden gitarristen. schwung holt sich die bande aus dem im background wirbelnden drumgeflecht. doch an erste stelle gehört die feine, leicht brüchige, minuten und sekunden messende stimme aströms. sie ist es, die hier den ton angibt. seine songs, die den wert des lebens und seines unbills zum thema nehmen, sind es, die ihm eine ausnahmestellung verpassen. ein aufspiel zwischen gezielter herzerweichung und forschem aufgalopp in reinster rockmanier.
setlist: come out / twentyseven / she came with a friend of mine / me & snakes / a little out of tune / when her eyes turn blue / poor young man's heart / defender / devil / hangover dream / not cool again / fallen / it's the way

wieder war es langsam dunkeln geworden, der tagesabschluss stand bevor. auf dem plan der alte glitterhouse recke chris eckman. ihm zur seite stand die the last side of the mountain band. der chef und seine schäfchen. vorne weg dirigierte der carlalose amerikaner seine perfekt aufspielende slowenische neuanschaffung, standup bass, e-gitarre, schlagzeug, sie schufteten punktgenau und doch individuell versiert für einen leidenschaftlichen und doch auf wiederholung gepolten arbeitgeber. in dieser nacht stand ich nur da und staunte, wie sauber so eine musikalische darbietung herunterrollen kann, von der bühne ploppte und sich über die köpfe der zuhörer eine bahn suchte. das rund war satt gefüllt, auch weiter hinten drängte man sich aneinander. immer wieder staunendes genicke, freudiges gegenseitiges anstrahlen und das austauschen von gewissheiten. eckman könnte wohl auch eine partie schach vorlegen und die fans wären es zufrieden.

10 Kommentare:

  1. Warum waren die Leute anfangs hinsichtlich Marissa Nadler skeptisch bzw. irritiert? War sie den Leuten zu glamourös?

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  2. nein, eher in bezug auf die musikalische sparte abseits von blues, rock usw.

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  3. nadler ging in dem moment, es war ja noch nachmittag, einfach auch sehr nahe. vielleicht ein stück zu nahe für viele. ähnliches auch im letzten jahr bei scott matthew, der, obwohl als letzter act des tages angetreten, ebenso große skepsis hervorrief.

    aström aufgrund des pokalfinales leider verpasst, eckman dann wieder gesehen. er war schon ziemlich perfekt.

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  4. Marissa Nadlers wundersamer Auftritt war für viele sicherlich der Höhepunkt des OBS. Wer sich einen Platz direkt vor der Bühne sicherte, konnte sich ihrer Aura und ihrem Vortag kaum entziehen und war auf irgendeiner Weise von dieser geheimnisvollen Musik berührt. Ob das allerdings auch noch in einer Entfernung von 100 Metern funktionierte, kann ich mir nicht so richtig vorstellen...

    Ich war jedenfalls "hin und weg"!

    Heute morgen musste ich aber auch schon etwas lesen von "esoterisch, verkopft und blutleer"..

    @E.
    .. die Komplimente gebe ich natürlich gerne zurück!...

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  5. ich war die ersten drei lieder ganz vorne. und konnte mich der musik auch nicht entziehen, wollte mich in diesem moment jedoch nicht drauf einlassen. hinter dem soundboard ging es dann; kopf an den baum, augen geschlossen.

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  6. @ueberzahl: ich glotzte die ganze zeit nur auf marissa und ließ mich von ihrer stimme, ihren worten tragen. ganz wunderbar.

    @cool: da geht weder esoterisch noch verkopft, von blutleere zu sprechen ist zudem nur doof. ich hatte bisher noch keine zeit, um reviews zu studieren. wo hast du denn so etwas lesen müssen?

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  7. Auch ich verehre Marissa, war von ihrem Pariser Konzert völlig in den Bann gezogen. Auch ihre Band war stark. Die Frau wird einfach immer besser!

    @ Eike: Du mußt Dich vorsehen, da Du ein Profilfoto von Marissa (das zweite, mit der feschen Lederjacke) veröffentlicht hast.Das wird sie gar nicht mögen, ich kenne sie :)

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  8. das war in einer auch vom Glitterhouse-Team frequentierten Newsgroup zu lesen. Erwartungsgemäß kommen da die 'Heiden', Eckman u. Baskery besser an...

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  9. ich weiß. wie weit gehen denn da ihre rechte, einer veröffentlichung wirklich im wege zu stehen? ich bin da ja eher hardliner und zu keinen kompromissen bereit. ha!

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  10. @cool: kleiner freudscher verdreher?, :-); aber ich verstehe schon. genannte beiden waren ja auch gut, aber nicht die besten...

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