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Sonntag, Mai 17, 2009

the early judgement (28): michael j. sheehy

den preisboxer francis delaney hat michael j. sheehy auf seinem bereits sechsten album zum thema gemacht. der alte boxfan sheehy nimmt sich seiner fiktiven figur an, da diese in ihrem wichtigsten kampf eine auf die nuss bekommt, wie wir profis zu einer saftigen niederlage sagen. erzählt wird aus der perspektive delaneys selbst, aber auch aus der seines promoters, seiner gegner und einiger anderer mehr. "I boxed as a schoolboy when I was eleven or twelve years old, you need courage, strength, ruthlessness and skill to be a good fighter…", erzählt ein aufgeräumt wirkender sheehy, gleichaltrig, wie der hier schwitzende autor. dem treten perlende schweißtropfen aus den poren angesichts einer story über eine niederlage, die so wenig ohne klischees auskommt, wie es einem nur gelingen kann, wenn man über ein thema referieren muss, das scheinbar jeder kennt. die quintessenz: der kampf gegen sich selbst, denn für preise und pokale. um diese geschichte glaubhaft aufs parkett zu legen oder in den boxring zu schmeissen, bedient sich der ehemalige dream city film club boss des unmißverständlichen rock 'n' roll. wer vaudeville, blues, gospel und folk hören will, geht nicht leer aus. doch zuvorderst steht die ausdrucksform, derer sich sheehys lang gehegtes vorbild elvis einst bediente. mit rauher kehle wird mit der mal gierigen oder schmierig lüsternden, der kreischenden oder jammernden gitarre um die wette gejohlt. um sheehy zu verstehen, muss man auf sätze "I also admire those sports men and women who have that drive to succeed but nine times out of ten those people don’t make interesting stories." zurückgreifen und verstehen, dass er sich mit seinem songreigen eine art musical, platziert in den frühen sechzigern, schreiben sah.
"did your hear about delany" müssen wir eingangs natürlich verneinen, werden aber zügig auf den neuesten stand gebracht. eine hammond unterstreicht die ernsthaftigkeit des unterfangens und sheehy blendet gefühle zunächst aus, ist ganz der erzähler. fiddle, banjo und gitarre, dazu rasseln und klagegesang in "nobody's fault but mine": "nobod'ys fault but mine if i die and my soul be lost ain't nobody's fault but mine".
näher an tom waits war sheehy nie als in "fight for your right to fight" (motiv!), die twanggescheuerte, aufreizend brüllende guitar, das verzerrte organ des sängers, das überbordene verwirrspiel des instrumentalen einsatzes. im dagegen besinnlichen walzeresken auftanz "medal made out of tin" wird die geschichte erzählt, wie der zehnjährige bursche zum boxen kam und welche träume ihn fortan trieben (anlass!). in "crooked-eyed engineer" darf, von sirenen umgarnt, der promoter, "who fancies himself as an East end gangster but is actually a deeply insecure repressed homosexual who regards fighters as nothing more than fodder", sein sprüchlein aufsagen.
weiter im text. gemma ray ("frankie my darling") und sandy dillon ("ain't a white boy alive") unterstützen den sänger. der leuchtet alle seiten dieser einen geschichte aus. ob lakonisch: "welcome to the show where barbarism masquerades as a good time", ermüdet: "dementia pugilistica don't feel like myself, take me down to cripple town, i'm good for nothing else" oder süffisant: "let me kiss your bruised hands frankie my darling, come into the light and i'll see your wounds, it's been a long, long night", sheehy findet immer den richtigen musikalischen ausdruck. eine spannende tour de force findet ihren abschluss im a cappella vorgetragenen "goodnight irene", einen amerikanischen folkstandard aus den zwanzigern, zuerst mit ledbetter in verbindung gebracht.
fazit: dem ohnehin großartigen geschichtenerzähler ist eine weitere glaubhafte story gelungen. er hat sie ausstaffiert mit lebendigen gestalten, geistreich unterstreichenden gesten und einer schritthaltenden musikalischen untermalung, vielmehr einer grandios auf traditionen verweisenden und zugleich sehr modernen, weil belebten musik. klare ****, zunächst.
"with these hands (the rise and fall of francis delaney)" erscheint am 29.05. auf glitterhouse records.

3 Kommentare:

  1. schön, bei dir (Euch?) jubel auszulösen! wie stehst du zu den vorgängeralben?

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  2. die mochten rebekka und ich schon lange sehr gerne, besonders ghost on the motorway (mein einstiegsalbum) und no longer my concern. bin ja mal sehr gespannt auf das album!

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