seiten

Donnerstag, April 09, 2009

the early judgement (27): magik markers


thematisch kann ich den magik markers gut folgen. steigen wir mal in die tracklist des neuen albums der band aus hartford, connecticut, ein, ohne jedem stück den geist abzuringen:„balf quarry“ beginnt mit:
“risperdal”: das medikament ist sehr beliebt in der geriatrie. einsatzgebiete sind aber neben der demenz auch das borderline syndrom, depression und angstörungen. speichelfluß, zungenkrämpfe, gewichtszunahme können mögliche nebenwirkungen sein. die gitarre quengelt mehr als sie dengeln könnte, zu wenig dampf, luftarm, saftlos, aber auch entspannt, gelöst, genauso wie sich elisa geriert. in der bridge feurigere arbeit am gitarrenhals, während dessen die drums stoisch verkloppt werden. zum fuss wippen langts, das medikament scheint gewirkt zu haben, über etwaige nebenwirkungen ist erstmal nichts bekannt.
„don’t talk in your sleep“: verirrt rudernd, schließlich twangig psychedelisierend die gitarre, zackig die snare, wabernd der hintergrundsound, dröig der gesang. schleifend im abgang. hier stimmen die rhythmik und die selbstrefenzialität. wers nicht merkt, kann sich vor allem entspannen oder die wiederholungstaste drücken.
„jerks“ beschert uns die aggression, eine noisige hymne auf die verweigerung, barstig grassieren die saitenwerkzeuge, elisa ambrogio wütet, pete nolan stempelt die trommeln. die gitarre zieht mit der schlüsselspitze tiefe ritze ins blech.
„psychosomatic“: schenken wir dem seelischen mehr aufmerksamkeit, kreiselnd, immer wieder tüpfchen auf „i“’s setzend.
“state number”: wummern gedämpft im hintergrund, ein klavier vergönnt noten und der sängerin gesang changiert zwischen langeweile und semidepressiver stimmung, hin und wieder durchwirkt das soundbild ein streif, ein wabern, undefiniert, uninspiriert, wie das gesamte stück sich gibt, aber keine verlegenheit, hier wird die ideenlosigkeit karikiert.
“the ricecar of dr. clara haber“: allein für den titel gehört der track umworben, dissonantes spiel auf der gitarre, umgarnt von drumwirbeletten, ohne worte, denn clara immerwahr, so ihr mädchenname stand für sich, frühe gegnerin des militarismus und feministin.
"the lighter side of... hippies": der stärkste song, griffig, fleischig geradezu angesichts der fragilität und dünnhäutigkeit manches vorgängers, gerichtet die sirenen, gezielter der einsatz saftiger gitarren und des knüppelkommandos: "you have the revolution in your hand", yeah!
"ohio r./live/hoosier": schwelgerisch, bluesig, gebunden. geht doch!
"shells": elegischer beginn des elf minuten stücks, streicher, akkordeon.
usw., kann wer mit einem usw. nicht leben? ich vergebe abschließend ***. nicht mehr, weil mir die energien zu ungebündelt erscheinen, weil lebloses lebendig gemacht werden soll, sich aber darnieder getretenes kaum mehr zum aufbäumen bewegen lässt. da, wo es strotzt und wo emsig gekeult wird, fehlt die ausdauer. das album erscheint auf drag city am 05. mai. die markers fügen damit ihrer ellenlangen discography ein weiteres gutes, wenngleich kein meisterwerk zu. ich wollte es vermeiden, aber ich komme abschließend nicht umhin. ohne bassistin fehlt etwas. als hätten die verbliebenen zwei etwas zu viel risperdal genascht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen