wie sehen meine/deine lieblingsplatten aus? warum mag ich/warum magst du sie so sehr? warum geb ich/warum gibst du sie nicht mehr her? in fester hand. weil ich/weil du sie hochheben, hochleben lassen möchte/möchtest. weil ich/weil du sie nicht mehr hergebe/hergibst. in fester hand. in loser reihenfolge stellen freunde und bekannte hier ihre liebsten alben vor, in fester hand und mit ein paar worten. und geben preis, an und ab. ich füge meine mit ein.
heute TemptationOfEgg aus kiel:
Talk Talk – Laughing Stock
(Verve, 1991)
Als Teenager liebte ich „Living in another world“, „Life’s what you make it“ und die anderen Hitsingles der Band. Ein ganzes Album hatte ich dennoch nicht bis Laughing Stock 1991 erschien und ich es durch Zufall im kleinen Plattenladen meines Heimatortes hörte.
Das heißt: Zunächst hörte ich eigentlich eher den entrüsteten Menschen, der in das Album über die Lautsprecher des Ladens hineinhörte und sich fassungslos äußerte über dieses Gewimmer des einstmals so tollen Sängers Hollis. Der sei offensichtlich verrückt geworden. Er, der Hineinhörende, habe sich das Album zwar bestellt, wolle es jetzt aber definitiv nicht kaufen. Dafür sei ihm das Geld zu schade. Ich empfand da gänzlich anders, griff beherzt zu, durch die Ablehnung des Anderen eher noch bestärkt, und zog mich zu Hause sofort unter die Kopfhörer zurück. Das Album schien etwas auszudrücken, das mir gerade in der Phase sehr vertraut war, die Lebensangst, von der Hollis in meinen Augen sang. Die Musik hatte in ihrem Schwanken zwischen harmonisch schillernden Farben und scharfen Dissonanzen bis hin zu krachigen Momenten etwas ungeheuer suggestiv-körperliches, etwas soghaft Süchtigmachendes. Der Track After The Flood lief häufig in Dauerrotation, besonders fasznierend in der fast delirierenden Stimmung im Refrain, dem droneartigen Mittelteil, den dissonanten Störungen, die unter dem harmonischen Orgelfluß dahintrieben, in denen ich ständig Neues zu entdecken meinte, wie durch eine leicht getrübte Wasseroberfläche schauend, unter der sich seltsame Lebensformen schemenhaft abzeichneten. Eine musikalische Wunderwelt.
Magisch, wenn sich Taphead nach dem reduzierten Beginn und Hollis‘ wispernd-wimmerndem Einstieg plötzlich öffnet zu einem Gewölbe aus geschichteten Trompetenklängen (Henry Lowther hat hier eine absolute Sternstunde), in das gewaltig eine fast wie eine große Rückkopplung klingende Mundharmonika hineinbricht (ich hab schon immer gestaunt, wie Feltham den Sound dieses kleinen Instruments so groß bekommt), perfekt, wie dann gleich einem tiefen untergründig-drohenden Grummeln der Bass hinzukommt, sich ein Groove sammelt, geerdet und aufschwingend zugleich, um dann zu Hollis „Dust to Dust“-Rufen alles in einem dissonanten Soundcluster zusammenstürzen zu lassen. Und schließlich wieder in der glockenklaren Gitarrenfigur des anschließenden Tracks New Grass gebrochen und aufgehellt zu werden. „Lifted Up“ singt Hollis. Absolut. Aber nicht darin endend, sondern in der zweifelnden und schwankenden, die Zerrissenheit verdeutlichenden Reduziertheit von Runeii.
Von der Faszination ist über die Jahre nichts verloren gegangen, sie ist eher größer geworden. Prätentiös ist die Musik nicht – trotz der religiösen Thematik. Minimalistisch trifft es eher, jeder Ton, jeder Klang scheint seine Bedeutung zu haben, wirkt bewußt gesetzt und unverrückbar, evoziert Bilder. Nach all den Jahren empfinde ich das Album immer noch als musikalischen Einzelgänger, ich kenne kaum ein anderes, das so ideenreich und zugleich so gesammelt wirkt.
Als Teenager liebte ich „Living in another world“, „Life’s what you make it“ und die anderen Hitsingles der Band. Ein ganzes Album hatte ich dennoch nicht bis Laughing Stock 1991 erschien und ich es durch Zufall im kleinen Plattenladen meines Heimatortes hörte.
Das heißt: Zunächst hörte ich eigentlich eher den entrüsteten Menschen, der in das Album über die Lautsprecher des Ladens hineinhörte und sich fassungslos äußerte über dieses Gewimmer des einstmals so tollen Sängers Hollis. Der sei offensichtlich verrückt geworden. Er, der Hineinhörende, habe sich das Album zwar bestellt, wolle es jetzt aber definitiv nicht kaufen. Dafür sei ihm das Geld zu schade. Ich empfand da gänzlich anders, griff beherzt zu, durch die Ablehnung des Anderen eher noch bestärkt, und zog mich zu Hause sofort unter die Kopfhörer zurück. Das Album schien etwas auszudrücken, das mir gerade in der Phase sehr vertraut war, die Lebensangst, von der Hollis in meinen Augen sang. Die Musik hatte in ihrem Schwanken zwischen harmonisch schillernden Farben und scharfen Dissonanzen bis hin zu krachigen Momenten etwas ungeheuer suggestiv-körperliches, etwas soghaft Süchtigmachendes. Der Track After The Flood lief häufig in Dauerrotation, besonders fasznierend in der fast delirierenden Stimmung im Refrain, dem droneartigen Mittelteil, den dissonanten Störungen, die unter dem harmonischen Orgelfluß dahintrieben, in denen ich ständig Neues zu entdecken meinte, wie durch eine leicht getrübte Wasseroberfläche schauend, unter der sich seltsame Lebensformen schemenhaft abzeichneten. Eine musikalische Wunderwelt.
Magisch, wenn sich Taphead nach dem reduzierten Beginn und Hollis‘ wispernd-wimmerndem Einstieg plötzlich öffnet zu einem Gewölbe aus geschichteten Trompetenklängen (Henry Lowther hat hier eine absolute Sternstunde), in das gewaltig eine fast wie eine große Rückkopplung klingende Mundharmonika hineinbricht (ich hab schon immer gestaunt, wie Feltham den Sound dieses kleinen Instruments so groß bekommt), perfekt, wie dann gleich einem tiefen untergründig-drohenden Grummeln der Bass hinzukommt, sich ein Groove sammelt, geerdet und aufschwingend zugleich, um dann zu Hollis „Dust to Dust“-Rufen alles in einem dissonanten Soundcluster zusammenstürzen zu lassen. Und schließlich wieder in der glockenklaren Gitarrenfigur des anschließenden Tracks New Grass gebrochen und aufgehellt zu werden. „Lifted Up“ singt Hollis. Absolut. Aber nicht darin endend, sondern in der zweifelnden und schwankenden, die Zerrissenheit verdeutlichenden Reduziertheit von Runeii.
Von der Faszination ist über die Jahre nichts verloren gegangen, sie ist eher größer geworden. Prätentiös ist die Musik nicht – trotz der religiösen Thematik. Minimalistisch trifft es eher, jeder Ton, jeder Klang scheint seine Bedeutung zu haben, wirkt bewußt gesetzt und unverrückbar, evoziert Bilder. Nach all den Jahren empfinde ich das Album immer noch als musikalischen Einzelgänger, ich kenne kaum ein anderes, das so ideenreich und zugleich so gesammelt wirkt.
toller text! auch das foto ist interessant, gibt aber, wie bei fast allen anderen, zu wenig preis...
AntwortenLöschenNaja, vielleicht beim nächsten Mal, wenn ich das wild ins Kraut schießende Chaos in meiner Wohnung gebändigt habe und die Augenringe etwas kleiner ausfallen... ;)
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