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Samstag, Oktober 27, 2007

The Lil´ Hospital – Heavy Metal (2006)

nicht mehr ganz taufrisch, aber auch nicht zu alt, um nicht als aktuell zu gelten, wenn man bedenkt, dass sich etwas rührt im hause lil' hospital. erschienen ist "heavy metal" anfang 2006. titel und bandname bieten eingangs genügend raum für assoziationen. wäre doch schon mal ein anfang. zumindest steht einem gepflegten brainstorming nichts entgegen. sammeln wir mal: krank, weißkittel, durchfall, hardrock, raucherecken, magenspiegelung, lederkutten, motorräder, schnelle medizinische hilfe… geht doch. bitte um ergänzungen. und nun könnte man fäden spinnen.
krank: die stimme des sängers lässt auf laryngitis schließen, immer wieder bricht sie gefährlich in der höhe ein, überschlägt sich, lässt sich dennoch nicht beirren. eine gescheite antibiose empfehle ich für den anfang. ursachenforschung wäre darüber hinaus konsequent. weißkittel: wie häufig fühlt sich diese berufsgruppe eigentlich aufgerufen, „irgendetwas“ in künstlerischer richtung zu bewerkstelligen? hier frönt der intellekt allzugern dem unterhalt des geringfügig geförderten emotionalen parts (bitte um empirische studien). neulich sah ich einem chirurgen zu, wie er spritzbilder produzierte. sie hängen nun zahlreich im gesamten krankenhauskomplex. omnipräsenz auf das feinste. selbst auf dem klo darf man sich nun der koryphäe erinnern. was hat das mit dem vorliegenden album zu tun? auf den ersten blick klingt es nach einer gruppe urologen, die am feierabend zusammenkommt und sich den namen „die dilettantische rektale palpation“ gegeben hat. mensch ist das ungerecht. denn auf den zweiten hingucker muss man feststellen, dass sich das unbeholfene als lässig entlarven lässt, das kindhafte umschlägt in ernsthaftigkeit, die ihr heil in unbedarftheit, ungezwungenheit, heiterkeit sucht. schwelgerische melodien, garniert mit geigen, handclaps, süffigem chor und akustischen gitarren. unter twee pop, dream pop, indiepop ließe sich das beispielsweise verorten. wogegen lediglich diese zur diarrhö neigende stimme spräche. so schräg und doch gleichzeitig anziehend hörte ich selten jemanden singen. ein gesang, der sich auf halber strecke quasi immer wieder…, nun ja, verdünnisiert. macht die übergänge zumindest flotter… sollten hier noch ein paar namen notwendig sein, um klarheiten zu schaffen, wählte ich tullycraft oder pants yell!. auch habe ich gelesen, dass es der schweden andeutungen genügend gäbe (ähnlichkeiten also mit der popinvasion aus dem hohen norden etc.). auf dem silberling befinden sich elf titel, davon lediglich einer, der sich über die drei minuten marke bemüht, und sie beweisen, dass hardrock nicht heiser klingen muss. musik, die nicht nur für die randgruppen in den raucherecken bestimmt ist, musik, die hinausgeschleudert gehörte als massenware.die verweise richtung „heavy metal“ sind arg bemüht, ich geb es zu. letztlich bleibt unklar, warum das album so heißen muss, und von hardrock kann nun wirklich nicht die rede sein. ich nehme an, dass die menschen von li´ hospital einfach nur billig anecken wollten. die heimat brooklyn fördert raue sitten.
heavy metal: na klar, hier schlafen keine füße ein, kontrovers?, wer hört schon gern heavy metal, beschäftigen wir uns für anregende 2:21 mit diesem problem, eingerahmt von einer gedroschenen und einer liebevoll befingerten gitarre.
why, why, why: fröhlich, munter, naiv.
big sister in hollywood: fast ein bißchen erwachsen für dieses diy- projekt, der refrain: eine granate!
hey crow: der song hüpft wie die krähe, die eingangs ihre stimme erheben durfte.
the floods: ein gitarrensolo! und eine flirrende gitarre. und rasseln!
i’m a little hospital: der höhepunkt. persönliche bindung nicht ausgeschlossen. schwelgende geigen, sahne melodie, schokoladenstreusel- refrain.
his magic guitar: schrammelig-melodisch. twee pop erster kajüte.
lost the light: vorwärts!
office rock: schwelgerische note. drängelndes schlagwerk, während im surferstyle die gitarre träumt, die trompete röhrt. irritierend. schön.
henry linquist: pop.
with the wolves: vorspiel auf gestimmter gitarre. die knarzstimme schließt auf. orgel. bleicher drive. wesende geigen. malerisch.
fast learners: unrunder chorgesang mit damen in würdevollem gewand.
für mich ein ****- album, weil es so ungestüm-billig, so unverkopft, so unbequem, querliegend und überaus charmant daherkommt. es ist wie so ´ne alte oma, die sich urplötzlich auf dem gehsteig vor einem aufbaut und losplautzt, dass sich man sich gefälligst an der erarbeitung des bsp beteiligen könnte und nun wenigstens so freundlich sein sollte, sie über die straße zu führen. angesichts dieser überaus charmanten attacke tut man dies dann gern. oder nicht?

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