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Samstag, März 17, 2007

Ed Csupkay - Das Tier in mir (2007)

wenn du bei ed csupkay in die lehre gingest, beibringen würde er dir alles mögliche, wahrscheinlich jedoch keine note oder gar den umgang mit der fidel, dem klavier oder der gitarre. vielleicht würde er dir erklären, wie man sich um jene typen kümmert, die vor der discothekentür ärger machen wollen oder wie man einen tourneeplan mit ´ner cateringfirma so abstimmt, dass man am ende mit dem leben davonkommt. csupkay ist in bremen aufgewachen, blockdiek, vorstadt, wer hier keine himmel sieht, zieht niemals davon.
„In der Stadt, aus der wir kommen.
Kennt uns heute keiner mehr.
Die haben alle gute Gründe.
Ich weine keinem hinterher.“
aus: Wenn wir endlich weitergehen
packer, barkeeper, clubmanager sind weitere stationen, die ed mitnimmt, um letztlich immer auch musiker zu sein zu können, wie es sich sein vater, der ungar, wohl vorgestellt hatte. neben den berufen die berufung, um sich mit seinem können denen anzudienen, die auf den ersten blick einen schritt voraus sind: castorf, meret becker, sophie rois. station für station, letztlich offeriert ein lebensweg zieltreue und endet im ersten album, das auf den namen csupkay hört.
„Tritt nicht auf die Bremse, wir sind noch lang nicht da.
Solang wir unterwegs sind, ist alles wunderbar.
Treibstoff wird mit Luft gemischt, ein Funke zündets an.“
aus: Garagenliebe
um sich hat csupkay eine illustre truppe versammelt, die nicht nur für den richtigen ton sorgt, sondern die sich auch lebendig zeigt, ganz im sinne des verwegenen vorstands.zuvorderst steht malcolm arison, dessen mundharmonika immer wieder heraussticht. er stammt aus manchester und ist auch an der gitarre mehr als geübt. am schlagwerk arbeitet richard pappik (element of crime) und an der slide tex morton. produziert wurde das album von sven regener und in nashville von roger moutenot abgemischt.
mit ed csupkay tritt ein kerl an, der eine brille so groß wie ein doppeldecker auf der nase trägt. der ungeschliffen aussieht und wahrscheinlich saufen kann, dass man unwillkürlich an das dresdner hochwasser von 200_ denken muss. der sympathisch aussieht. wie jemand, mit dem man mal gut eine schaufel pilze verdrücken kann.
"Das Tier in mir versteckt sich tief in meinem Hirn.
Es kratzt und scharrt an meiner Stirn.
Macht mich glauben, es mag mich gern.
Himmel, oh hilf dem Tier in mir."
aus: Das Tier in mir
und: er ist nicht ironisch, im gegenteil geradezu ehrlich, sowohl mit sich als auch mit dem gegenüber. seiner sprache mangelt es zwar an virtuosität, aber die geballte ladung offenheit macht dies leicht wett. so entsteht deutscher folk, der all jenen das fürchten lehren sollte, die sich spaßeshalber daran versuchen wollen.ein platte mithin, die ihren zauber aus der mischung aus professionellem handwerk und lebendiger, fleischiger lyrik, in der sich sowohl lebenserfahrung als auch lebensfreude wiederspiegeln, gewinnt.
meine bisherige wertung: ****

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