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Donnerstag, Dezember 14, 2006

Hermann Düne - Giant (2006)

wie man auch immer diese band schreibt, ob mit ü oder u, es bleibt eine eigenwillige formation, die sich dermaßen unangepaßt geriert, dass es einem schwindlich werden kann. alles dreht sich, alles bewegt sich und dabei wird munter der pinsel geschwungen, das umliegende eingefärbt, es ist eine freude.
so entzieht sie sich letztlich einer verortung, die genau mit dem finger auf andere (künstler) oder anderes (genre) zeigt. so darf sie sich frei bewegen, ohne dass jemand mahnte, nicht vom rechten weg abzukommen. im gegenteil wird es allerorten für gutgeheißen, dass der wandel derart offen und unverbrämt betrieben wird. dass er als wirklich einziger bestandteil fest installiert ist. nachdem "not on top" 2005 schon aufsehen erregte, natürlich nur unter den wissenden, denn massenkompatibilität muss man dieser musik absprechen, wird "giant" ebenso gefeiert werden dürfen. denn spiel- und experimentierfreude sind wieder hoch, die melodien seidenweich, der gesang federn gleich nur schwerlich zu bewegen, der erdanziehung zu gehorchen. eine schönheit ist dieses album allerdings ähnlich jener frauen, denen man eine gewisse herbheit nicht absprechen kann. sie haben einen makel. ihnen haftet etwas unreines, vielleicht auch unerklärliches an, das sie vom ideal trennt. der blick, der stand der wangenknochen oder andere ungereimtheiten in der physiognomie, etwas, das auf den ersten blick nicht erkannt wird, aber irrtiert. und magisch anzieht.
1) i wish that i could see you soon: wunderbarer auftakt, mit schellen, trompeten, chor und mitsingfunktion, ****1/2
2) nickel chrome: hat einen liturgischen charakter mit eindringlicher rhythmik: drums und bongos, textzeilen in schlaufe, bewegend, ****1/2
3) 1-2-3/apple-tree: munterer, erfrischender als alle anderen lieder, dennoch nicht frei von wehmut, die in dieser stimme fest verankert ist, ****1/2
4) bristol: herrlich, hier paßt alles, instrumentierung, dramatik, gesang, *****
5) pure hearts: trefflicher übergang, weniger akzentuiert, schönes duett, ****
6) no master: genreuntreu, südsee rauscht, ***1/2
7) take him back to new york city: herrlich eingängiger zauber, der von der titelzeile zehrt, im chorgesang redundant zirkelt; ****1/2
8) baby bigger: zwischenstück, ***1/2
9) this summer: wieder eine kleine, vom trompeter begleitete hymne, mit etwas karibikflair schunkelt sich das stück nachdrücklich in die gehörgänge, ****1/2
10) your name/my game: westernfeeling, eindringlicher wird nur selten bei den herman dünes gesungen; ****
11) by the light of the moon: ****
12) when the water gets cold & freezes on the lake: hippiesk, das unterste zu oberst, dem kleinen geltung verschaffend, maultrommel, rassel, gitarre, ****1/2
13) giant: "...i’m a giant on a dwarf’s shoulder...", reich verziert, magisch- ruhig, ****
14) i’d rather walk than run: nimmt wieder die anfangsstimmung des albums auf, da der gesang dominiert, mit gutturaler note natürlich, und lisa li-lund fleißig aus dem background dient, ****
15) glory of old: störrisch, inhärent, allerdings mit finessen, lauschen!, ***1/2
16) mrs bigger: alle sind gekommen, um sich zu verabschieden, ein versöhnlicher kanon, ***1/2
mit sechzehn titeln ein stattliches album, aber dank vorweihnachtlicher ausstattung prächtig gefüllt, bar jeglicher langweiler. es ist wohl das einzige, was man "giant" absprechen muss: ihm fehlt das euphorische moment, der wilde dreher, das große entzücken. der einstieg in das album ist brilliant, auf die gesamte länge hin kann das hohe niveau nicht ganz gehalten werden. ****
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diskographie:
> turn off the light (2000)
> they go to the woods (2001)
> switzerland heritage (2002)
> mas cambios (2003)
> not on top (2005)
> giant (2006)homepage

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