Sonntag, Januar 31, 2010

neue töne (734): tuó

die jugend von heute hat es leichter, da beißt die maus keinen faden ab. die (offenbare) durchsichtigkeit der welt, die plattform, auf der die teenager agieren, ist transparenter denn je. die gedanken jagen durch die fluchten juveniler interessen, bedecken lücken, füllen nischen aus. wer sich hier kein zuhause bauen kann, findet vielleicht aber eines in der real existierenden gegenwart. wer beide zu verquicken weiß, weiß in der regel auch seine vorteile daraus zu ziehen. mit sechzehn ist man kurz davor, alles zu wissen und ist dennoch unbekümmert genug, um staunen zu können. die balance, eine zarte zwischenstufe zwischen ahnung und kenntnis, ist kaum zu halten. in diesem taumel geht man auch wagnisse ein. und wenn sich die bedingungen als so freizügig und unverklausuliert darstellen, kann man den eigenen forderungen futter geben.
goldgelockt, freundlich verschmitzte gesichter umrahmend. in friedfertiger umgebung drapiert. überschrieben „walk on silence“. tasmin gutwald und oda tiemann alias tuó haben sich das ambiente, aus dem heraus sie auf ihre zukünftigen hörer blicken, ganz bewusst in natur gehalten. ihr metier ist der folk. so früh die fahrkarte in sehnsuchtschwangere phantasien, ausdrucksplattform ernsthafter bocksprünge und ventil für stimmkunst und songwriterisches talent. beides bringen die beiden mädels aus wolfratshausen ohne zweifel mit. dass sich die zarten anfänge einer zukunftstreuen karriere in form von acht tracks bereits verkaufen lassen, ist ausdruck einer freizügigen und kredite verteilenden zeit. anderen tags stünde mehr im wege. die vernetzung funktioniert, die beiden welten sind verknüpft. noch bevor der erste ton die öffentlichkeit erreicht, sind die ‚seltsamen mädchen’ (= ‚tuó’) im fernsehen, der tageszeitung beheimatet und als großartig erkannt. eine zu frühe berufung fordert tribut. in der regel. doch die erwartungen werden treu erfüllt, die zu gitarre und djembe vorgetragen kompositionen besitzen eindringlichkeit, bleiben haften, ohne sich selbst zu distanzlosen ohrwürmer zu deklassieren. der zweistimmige harmoniegesang, aus unterschiedlich tönenden und sich zugleich perfekt ergänzenden kehlen, hier zuweilen bluesig, rauchig verfärbt, dort hell und sehr klar, eine referenz an alela und alina sei ungestraft versendet, ist stilmittel, behelf und ausdruck der zugehörigkeit. dieser abgestimmtheit, der vertrautheit, sich aufeinander verlassen zu können, kann der hörer nachspüren. die singuläre rhythmik fächert das klangbild auf, eine pianospur ergänzt zeitweise. die songs changieren zwischen midtempo und dem zögerlich besinnlichen bedachtsein, wenn fragen aufgeworfen werden, die einer beantwortung noch harren, wenn ahnungen ausdruck finden, die unbestätigt verweilen müssen. einige tracks will man immer wieder hören, sicher "silence", das einem so unbeschwert wie der spatz auf dem elefantenrüssel entgegen kommt, auch "whisper", mit ernsthaftigkeit und stolzem ausdruck oder "walk with me", das sich wie ein glockenkleid lustvoll im kreise dreht. manchmal wünschte man sich einen dichteren, fülligeren sound, eine ornamentierung, eine verzierung mehr. keinen kleister, aber stimmung wärmendes, auffächelndes, so dass der güldene staub sich immer wieder vom boden erheben kann, nachdem er niederging. eine überbetonung, die akzentuierung einiger worte fällt auf. aber das sind marginalien. mit "walk on silence" gelingt den jungen damen ein erstes, erstaunliches statement.
die jugend von heute hat es schwer. sie muss parallelwelten verknüpfen, sich hier und dort einnisten, überall bestehen. die wege kreuzen sich. die weichen stellen sich nicht von allein. tuó bestehen in der virtuellen szenerie mit gezielt bedachtem marketing und agiler promotion. in der realen welt sind sie teenager, die mutig, enthusiastisch, unbekümmert und offenherzig auftreten.
die ep "walk on silence" erscheint am 12.02. auf flowerstreet records.



31.01.10 20.00 Gelting Hinterhalt
13.02.10 19:00 Ingolstadt Museum für konkrete Kunst

Samstag, Januar 30, 2010

eingestreut (88): joanna newsom

die vorfreude auf das "ys" nachfolger album "have on me" steigert sich angesichts der ersten töne, die man daraus vernehmen kann, schier ins unermessliche. zauberhaft der anklang, das virtuose spiel, das entzückende vibrieren joanna newsoms stimme. das triple album wird im februar auf drag city erscheinen. hoffentlich ist ausreichend gepresst worden, ich fürchte andrang und am jahresende abrechungen, auf denen der name der ausnahmekünstlerin immer wieder weit oben zu finden ist.
joanna newsom - '81 (via arthur mag)

midlake – the courage of others (2010)

wenn es hoch- und tieftöner gibt, sollte es auch wohltöner geben. solche apparate kann man dann entsprechend so justieren, dass sich die musik, die aus den boxen quillt, auf die präferenzen des jeweiligen hörers einstellt und notwendige anpassungen selbständig vornimmt. mir fiele ein haufen bands ein, bei denen ich auf einen wohltöner nicht verzichten wollte. die schrauberei an verstärker, equalizer und co. hätte endlich ein ende. da zumeist nur alibiunternehmung, würde der wohltöner weit darüber hinaus gehen, die musik nicht nur anders klingen lassen, sondern sie auch marginal korrigieren. midlake allerdings bräuchten diese technische besonderheit nicht. ihre musik ist derart ausgewogen, dass sich die knöpfe am wohltöner auch einer manuellen berichtigung widersetzen würden, nachdem sie automatisch schon nicht modifizieren mussten.
die messlatte lag für die dentoner enorm hoch. "the trials of van occupanther" war ein meistwerk, ein fast reibungsloses und doch anspruchsvolles album. die tracks, die es als hits in die alternativen paraden schafften, überdeckten nur hauchdünn den restlichen musikalischen segen. in der wahrnehmung lagen diese songs zurück, weil sie bedachter und stiller und geruhsamer und sanfter an des hörers ohr traten. das eindringen via planvoller harmonie überließen sie den ohrwürmern. auf dem frischen „the courage of the others“ ist das ähnlich, nur sind die grenzen noch durchlässiger. fast schamhaft offeriert sich dabei ein „fortune“ als tauglich für etwas bleibendes. gedoppelte akustische gitarre, gesang aus der leicht rückwärtigen kehle, so sacht und dennoch eindringlich dank zauberhafter harmonie. sehr kurze zwei minuten. immer wieder dringt der typische midlake drive durch, häufig im einstieg, wenn ein song zu rollen beginnt. mit vorsicht erfolgt die abfederung, um dem einen, diesem lied zu frönen. ein leichtes wahrzunehmen, dass sich die band ganz diesen melodien und ihrer ausschmückung verschrieben hat. versonnen, ohne geschmäcklerisch zu sein. verstiegen, ohne das auge für den rückweg zu verlieren. ambitioniert, ohne den verlockungen zu erliegen, konstruiert oder elaboriert zu klingen. oder gar eintönig, einschläfernd, wie gelegentlich behauptet wird. jeder song bietet aufmerksamkeit heischende elemente, lässt andocken, genügend zeit, um ab- und wieder aufzuladen, zwischendurch die heuer einzustreichen, sogar für einen rundblick am fremden gestade. „bring down“ glänzt mit gläserner gitarre und zwiegesang, die strebsame tiefe im opener "acts of man", aufgehangen an schlichtes drumgewerk, feingliedriges gitarren- und schmiegsames flötenspiel, "winter dies" fabuliert, "small mountain" wirft ernsthaft die fragen nach lautenspiel und den anregungen aus dem british folk auf, unterlegt mit scharfer e-guitar. "core of natur" nimmt den faden auf und gefällt sich in der strebsamen hymne. "rulers, ruling all things" ist eine narrative note im sowieso lyrisch bewegten werk, "children of the grounds" ein spiegel für alle, die zweifel an der mittelbaren kraft der band haben. sie strahlt andauernd. und ist offenbar dem ziel, nicht nur den hörer zu erreichen, sondern auch für eine art eigenen inneren frieden zu sorgen, nah gekommen. "the courage of others" wirkt geschlossener als alles, was midlake vorher geschaffen haben. das album klingt, als ließe sich emotion tatsächlich verdinglichen. vorerst: **** (ohne hilfsmittel, ohne wohltöner). "the courage of others" erscheint am 01.02.10 auf bella union.

02 Feb PARIS, Nouveau Casino
03 Feb KOLN, Luxor
04 Feb HAMBURG, Knust
09 Feb BERLIN, Lido

Freitag, Januar 29, 2010

eingestreut (87): midnight masses

einiges an misstrauen brachte ich diesem act auf team love entgegen. der fade name: midnight masses, das gewöhnungsbedürftige cover der ep "rapture ready, i gazed at the body". dabei handelt es sich bei dem new yorker fünfer um ein von einem erstklassigen label gesigntes paket. die sind zumeist perfekt verschnürt und lassen zweifel in schneewehen oder gleißendem sonnenlicht zurück. die musik, die die band fabriziert, ist irgendwo einzuordnen zwischen folk, der sich aus den vorgaben von fleet foxes und co. speist, souligen anleihen, vor allem hinsichtlich bedachtheit und ausgewogenheit, und einem fundament aus stilvollem rockfiligranzeugs. die referenz the doors wird nicht ohne bedacht gezogen. kopf der veranstaltung ist autry fulbright, der menschen aus diversen erstklassigen bands um sich gescharrt hat, genannt seien trail of dead, tv on the radio, callers, here we go magic... so verteilt sich auch der job der sängers auf mehrere schultern. mal männlich, mal weiblich, eine latente spannung zieht sich durch die gesamte arbeit. die ep erschien ende 2009.
midnight masses - walk on water
midnight masses - heaven

neue töne (733): mob

in der aktuellen abendzeitung schreibt sich ein redakteur die wahrheiten von der seele hinsichtlich eines web 2.0, das auch musikern die türen weit öffnet, um ihre ergüsse publik zu machen. etwas spät dran, der bursche. viele jahre, wohlgemeint. längst haben die künstler und ihre agenturen begriffen, dass es nicht mehr langt, via plakat auf sich aufmerksam zu machen. oder mittels airplay im radio. oder zu hoffen, dass die platte nicht allzu lange passiv im laden verharren muss. mypsace, bandcamp, facebook und viele plattformen mehr wollen genutzt sein, die internetzines bedient, die blogs, die virtuellen musikblätter. der trend verstärkt sich zusehends. aggressiver im ansatz. und wie ich meine, gewinnbringend. so wartet eine band wie mob nicht ab, sondern zündet die raketen. die wiener bewerben sich freundlich, aber bestimmt. und wer möchte, dem schicken sie ein exemplar ihres albums "mich kriegt ihr nicht" ins haus. gegenleistung? eine rezension. und schon multipliziert sich der bandname, das label, die idee. gibt man nun also "mob" und "mich kriegt ihr nicht" in die suchmaschine ein, erhält man mehr als 100.000 ergebnisse. so schrieben bereits die kollegen von 'alles ist pop', 'indiestreber', 'alternativmusik', 'beautiful sounds', 'pretty paracetamol' und viele andere mehr über den bei problembär records untergekommenen vierer. und selten war die eintracht größer. einstimmig positiv das urteil über ein debutalbum, das sich am hochdeutschen schubbert, dem aber nicht der wiener schmäh abgeht, pop orientiert ist, ohne aber das kaffeehaus der heimat zu verraten, in "du bist gegangen" gibt es ein paar wendungen, die sind gar dem klassischen lied abgerungen, chansonesk vielleicht auch. doch die flotte variante beherrschen die brüder franke und ihre beiden kompagnons sas und prenner ebenfalls. mit "für uns" , "sterne" und dem opener und titeltrack "mich kriegt ihr nicht" haben sie hitverdächtiges an bord. die texte, vorgetragen vom zwischen grönemeyer (ohne halsweh, mit talent) und tatsächlich regener changierenden raphael sas, sind unpeinlich, offerieren einen wachen blick und manch schlichte wahrheit "... als wäre da nicht mehr als nur der horizon, der sich nicht bewegt, er ist nur immer gleich, wenn man stehen bleibt...". die musikalische untermalung ist prägnant, hat wiedererkennungswert und weiß mit einigen zauberhaften momenten zu begeistern, freie streicher im aufschwung ("was mit uns passiert"), der akustische, marschierende beginn von "zusammen weg von hier" oder die gequetscht enthusiastische trompeteneinlage in "was es war". nur mir persönlich ist das piano meist zu offensiv, es macht die kompositionen zuweilen glitschig, manchmal taucht es den harmoniereigen in beliebigkeit, vieles wird so vorhersehbar, was ohne not neugier auf überraschung hätte heißen können. denn: das kreieren großer momente hat diese crew nicht nötig. die stecken im detail, welchem man manchmal nur raum zum atmen hätte geben sollen. aber das ist jammern auf hohem niveau. mob zielen auf das sentiment und treffen das herz. dreizehn titel, die uns für österreich gewinnen, ohne dass die hamburger schule herbeizitiert werden müsste. originär sind sie, es braucht keine schablone. und die art, wie sie auf sich aufmerksam machen, ist eh viel zu charmant, als dass sie sich mit teutonischem vergleichen ließe. weiter so, mob!
mob - für uns

Donnerstag, Januar 28, 2010

ein (p)fund mp3 (246)

unter der cc license veröffentlicht bad panda records seit einiger zeit einmal wöchentlich und wir dürfen partizipieren, heute folk und ambient im einklang, aus philadelphia:
jon coyle - friends in a circle
eine menge los auf squirrel records rund um the manhattan love suicides, zum beispiel mit den ex-mitgliedern caroline und darren, die im november unter neuer fahne die frische "the letters to daddy", eine 3track single auf den weg brachten:
the blanche hudson weekend - the letters to daddy (sample)
oder: auch unter mithilfe von caroline mccrystal und darren brachte diese kapelle im oktober das album "a silent no 19-10-09" heraus, an bord neben den genannten matt robson (random number) und ex-sierpinski basser lee hooper, sehr poppig, elektronisch verstrickt:
ailsa craig - nine times table (sample)
ailsa craig- plans you made (sample)
auf dem transparent label erschien als letzte 7" "she was a vision", ein stück erwärmenden electropops, pat grossi aus l.a. steckt dahinter:
active child - she was a vision
vom selben label pack ich Euch ein paar weitere tracks des noch übersichtlichen, aber schnell verkauften katalogs mit rein, wenn Ihr neugierig werdet, wisst Ihr, wohin Ihr Euch wenden müsst:
washed out - feel it all around
the smith westerns - be my girl
cymbals eat guitars - ...and the hazy sea
gieriger rumpelsound, ganz nach meinem geschmack, auf ihre debut ep "shall inherit the earth" (just friends, 2005) folgt nun das full length "i left love behind a long time ago", selbes label, 23.02. ist der stichtag für die vier jungs aus halifax:
the stance - jenny jitters
wir hatten sie natürlich schon im programm, hier, ihr album "bourgeois beat", im uk auf svc veröffentlicht, wird von einigen videos (zurecht) beworben, hier neben zwei tracks aus dem 09er werk nun "long way", schlichtweg aktuell:
the sky drops - swimming with fishes
the sky drops - truth is



einen der besten tracks auf "luck in the valley" (23.02.) bietet thrill jockey zum vorab schmaus, zuschlagen und in ehre halten:
jack rose - woodpiles
auf das album "constellations" hatten wir bereits mehrere male aufmerksam gemacht, kommt am 23.02. auf western vinyl:
balmorhea - bowsprit

musée mécanique
26.02.10 Koeln, Gloria (mit Get Well Soon)
27.02.10 Haldern, Rock Im Saal (mit Get Well Soon)
28.02.10 Hannover, Glocksee (mit Get Well Soon)


owen pallet
13.03.10 Friedenskirche Dachau
15.03.10 Mousonturm Frankfurt am Main,
17.03.10 UT Connewitz
03.04.10 Hebbel am Ufer Berlin

Mittwoch, Januar 27, 2010

glotzt nicht so romantisch (84): tracy shedd

im oktober 08 hatten wir erstmals über tracy shedd berichtet. auch da waren wir eher spät dran. denn die dame aus tucson hatte zu dieser zeit bereits einige stationen ihrer musikalischen karriere absolviert. da sie sich nun anschickt, auf eskimo records den "ep88" genannten neuling herauszubringen, wollen wir in sachen promotion gern noch einmal in die bresche springen. der gewinn? nicht weniger als diese unprätentiöse, auf den song konzentrierte, mit leicht herber stimme vorgetragene musik. nicht mehr. nicht mal 'ne promoscheibe. aber das nur am rande. dass sich tracy nun vornehmlich dem piano widmete, zeugt von einer dicken portion mut, aber auch wandlungsfähigkeit und unberechenbarkeit. ein erstes zeugnis ihrer arbeit ist nachstehendes video zur ersten single aus dem im februar erscheinenden 5track werk. diesmal auch was fürs auge bei den bewegten bildern.
tracy shedd - never too late (2008)
tracy shedd - paris (2008)

neue töne (732): steve gunn

zunächst das aktuelle, auf three lobed recordings erschien ende 2009, genauer: am 17. november, das jüngste album von steve gunn "boerum palace". es ist sein bisher zweites full length und sein erstes, das als vinyl auf den markt kommt. wollte man eine einordnung wagen, nämlich gunn in die reihe aktueller gitarristen unterzubringen, müsste man ihm einen der vorderen plätze gewähren. ohne dabei großzügig zu sein. seine strahlkraftspielweise, seine prätentionsfreie gangart, dieses geradlinige, unverblümte, zugleich effektive und effekthascherei freie sind unglaublich. traditionelle amerikanische songstrukturen werden dabei beispielsweise sorgsam mit ragaeinflüssen durchsetzt. das hippt und treibt voran. lediglich gunns gesang sorgt für die richtige balance. so hält sich das stürmerische und die geordnete strenge die waage. aus philadelphia stammend koppelte er sich zunächst an marcia basset, gemeinsam bildeten sie das core duo ghq, tom carter, the magik markers oder auch marc orleans gehörten in dieser zeit zu seinem dunstkreis. lange brachte er seinen ganz persönlichen output auf cdrs oder kassetten heraus, gern unter dem pseudonym "moongang". mit "sundowner" setzte er unter eigenem namen eine erste duftnote. auf digitals industries in 2008 erschienen, machte das album furore. mehr noch aber "boerum palace". es besticht durch seine fluiden elemente ebenso wie durch die strategische strenge. mit an bord der sunburned hand of the man mann marc orleans (im duell mit gunn am ende von "mr. franklin"), heidi diehl, die "house of knowledge" ihre stimme leiht sowie in gewisser weise j.j.cale, dessen “crying eyes” eine überarbeitung erfährt. anpirschen, erlegen, zu eigen machen.
steve gunn - mr. franklin (from: "boerum palace", 2009)
steve gunn - for the horse, etc. (from: "sundowner", 2008)
steve gunn - imi the king (from: "sundowner", 2008)

Ed Askew with Steve Gunn - 27 DEC 2009 - The Stone, NYC

Dienstag, Januar 26, 2010

glotzt nicht so romantisch (83): funeral club

vor gar nicht so langer zeit hatte ich Euch noch auf die "the shootist" ep von the grizzly owls aufmerksam gemacht. auch schon im dezember 2007 findet sich eine erste notiz, damals eine kurzrezension zum ersten full length des duos jenny und joseph andreotti aus bakersfield. der bemühungen waren es offenbar nicht genug: the grizzly owls gibt es nicht mehr. aber nach den grizzly owls ist vor den grizzly owls. denn sie nennen sich jetzt nur etwas anders, nämlich funeral club. was daran besser sein soll, vielleicht der etwas kühlere, moderne anklag, das unterkühlte, ich weiß es nicht. passen würde es aber zu dieser leicht windschiefen, matt schillernden musik, die sich gern an gelben vorhangstoffen ausweint, kuchen stibitzt, um sich erwischen zu lassen, weil die krümmel nicht aus dem mundwinkel gewischt wurden. nick cave meets western. ein album steht bereits vor der tür. im frühjahr wird "the year of bloody sevens" erscheinen. umhören, sehen:

neue töne (731): the very most

indiecater records ist für die besonderen ideen bekannt und beliebt. begaben wir uns ende des letzten jahres mit den candy claws auf virtuelle welttournee, so durften wir im selben jahr die band the very most auf ihrer jahreszeitlichen reise begleiten. denn für jede der vier naturwunder im jahreskreis hatten sie die passende ep parat (spring, summer, autumn, winter). es war nun naheliegend, diese songsammlung auf einer cd zusammenzufassen und inkl. eines bonustracks neu zu veröffentlichen. die vormals als download only angebotenen eps kann man sich nun, auf einer cd gebündelt, auch als physischen tonträger ins regal stellen. seit dem gestrigen 22.01.10 ist das "a year with the very most" betitelte gute stück über indiecater zu beziehen. die band aus boise, idaho weiß vor allem mit seligmachenden melodien zu überzeugen, mit zwie- und harmoniegesang. das stilvolle arrangement, teil jeder songkonzeption, überzeugte noch jeden zweifler. ist das twee- oder gar schon ganz großer pop? wer wollte grenzen setzen, wer mit belle and sebastian vergleiche ziehen? the very most haben einen ganz eigenen stil entwickelt, der von einem gewachsenen selbstbewußtsein genauso zerrt wie von ungebundenheit gegenüber der vereinnahmung durch label und marketing und losgelöstheit gegenüber jeglicher schubladenmentalität. ein wunderding eben. die cd kann man sich auf indiecater in gänze anhören, bevor man zum einkauf schreitet, also, die katze im sack gibts woanders. der bonustrack ist übrigens ein lake cover namens "kite"! kauft und werdet glücklich!
the very most - april is the kindest month
the very most - you're in love with the sun
the very most - autumn air
the very most - away in a manger

Montag, Januar 25, 2010

eingestreut (86): the tallest man on earth

da kann man gegenseitig nur gratulieren. dead oceans, heimat von bowerbirds, phosphorescent, city, white hinterland... schnappt sich the tallest man on earth. lang genug hat es ja gedauert, dass der junge schwede gesignt worden ist. so steht denn auch der neue release an, am 13. april wird "the wild hunt" den nachfolger von "shallow grave" darstellen. im februar und märz ist der bursche zudem in deutschland und anderweitig in europa zu sehen. ich liebe seinen verstiegenen gesang, das flinke spiel, die reminiszenz an die vergangenheit, ohne schielend darin hängen zu bleiben. ansonsten trüge er jetzt schon ein glasauge. tracklist: 01 The Wild Hunt / 02 Burden of Tomorrow / 03 Troubles Will be Gone / 04 You're Going Back / 05 The Drying of the Lawns / 06 King of Spain / 07 Love Is All / 08 Thousand Ways / 09 A Lion's Heart / 10 Kids on the Run
the tallest man on earth - king of spain

04. Mrz. 2010 20:00 Astra stube Hamburg
05. Mrz. 2010 20:00 NBI club Berlin
10. Mrz. 2010 20:00 Le Scopitone Paris

konzert: we were promised jetpacks, 23.01.10

fast schon schüchtern das agieren des adam thompson am mikrofon - wenn er das publikum während der pausen zwischen den killersongs unterhalten wissen will. auf ein "hä?" wiederholt er gar in langsam den gesamten sermon, den er wenige sekunden zuvor erst abgelassen hatte und entschuldigt sich obendrein, weil er wohl etwas zu schnell gesprochen hätte. wäre wirklich nicht nötig gewesen. wir haben verstanden, dass eine neue ep auf uns wartet und wir in kürze mit einem weiteren ohrenbetäubenden gewaltakt rechnen können. und prompt blasen die rigorosen gitarrenspuren über uns hinweg, dass man förmlich den kopf einzuziehen gewillt ist. die drums brechen die wälle und klopfen den puls in geordnete, wenngleich viel zu schnelle bahnen. dem kirren bass kann dann nur noch derjenige folgen, dem es gelingt, das gewalt markierende soundgewitter in einzelteile zu zerlegen. ansonsten musste man sich damit begnügen, dass das von sean smith geführte instrument fundamentierender bestandteil einer perfekt funktionierenden musikmaschinerie war. in den konzeptuell angeordneten leiseren passagen, die viele songs der glasgower von we were promised jetpacks durchziehen, beutelte die viersaitige weniger und gab gar feinsinnige texturen preis.

zurück zu adam thompson. während seine entertainerqualitäten eher bescheidener natur sind, tritt er diesen teil seiner persönlichkeit während der darbietung in den schatten. dann nämlich singt er wie er besessener, berserker, ein derwisch. in metallermanier wirft er seinen untrainierten oberkörper nach hinten, überreisst den kopf und schwenkt unversehens wieder retour, um sogleich viel weniger hölzern vokal neue tiraden ins publikum zu schleudern. das ist dankbar und frisst aus der hand. im vorderen drittel des fast vollständig ausverkauften 59:1 steppt der mob, ein crowd surf versuch gelingt gar, aber die statisch wenig vertrauen erweckende aktion findet keine nachahmer. zum glück, ich hatte eh keine hand frei. in unmittelbarer nähe werden die texte lauthals so mitgegrölt, dass es glauben macht, hier hätte man es nur mit refrains zu tun. so einprägsam, so andauernd, so mitreissend ist das leicht verständliche und verrenkungsfreie vokabular von adam und co.

entladungen allenthalben. na klar, vor allem bei den "klassikern": "quiet little voices" ("I'd run to you. I'll come for you. I'd die for you. Quiet little voices. Quiet little monsters.") bietet einen leicht zu definierenden einstieg und versetzte abrupt das auditorium in zukunftsselige verzückung. alles befand sich in bewegung, die dynamik, die von der bühne herüberschwappte, setzte sich lückenlos im publikum fort. die welle brandete schließlich am thresen, von dem sich regelmäßig nachschub geholt wurde, um den eigenen schweißtreibenden aktivitäten nicht später dank dehydration tribut zollen zu müssen. meine argumentation. für die anderen. ich stand eher etwas schockiert inmitten der feierlaunigen. und kämpfte eine zeitlang mit der überraschung ob einer feuerfesten und markigen band. hatte ich doch mit energiegeladen songs gerechnet, aber nicht mit kraftstrotzender, schier übermannender explosivität. die exaktheit im spiel, das spürbar erprobte miteinander sorgten zudem für einen zusätzlichen spannungsrahmen, der ein paket zusammenhielt, das, hätte es auch keine adresse enthalten, immer einen abnehmer finden würde. dafür sorgte allein schon sänger adam thompson. ich komme nicht umsonst immer wieder auf ihn zurück. seine gebährden, der raumgreifende gestus, die grimmige mimik, wie er einen meter vom mikro entfernt brüllt und die fetzen an unsere ohren gelangen. wie er sinnierend innehält. fabelhaft. glaubhaft. keine clowneske, sondern ein musiker bei der arbeit. die drei kollegen gehen bei dieser geschichte etwas unter. sie trugen aber wahrlich einen wesentlich teil zum gelingen bei.

denn es stimmte die balance, nicht zu sehr ins hymnische, um alte 80iger jahre schlachtrösser zu feiern, nicht zu sehr verbraten, um der harmonie willen. da das repertoire noch übersichtlich, vor allem rekrutiert aus dem debut "these four walls" (fat cat) und nur genau deswegen, verdammt, gab es keine zugabe. der bubenhafte darren lackie kletterte als letzter von der bühne, sein drumsticks legte er ordentlich auf der trommel nieder, michael palmer fuhr sich durch die dicken locken, smith hob den daumen und thompson ward da schon nicht mehr gesehen. ich stopfte die hände in die hosentaschen und verschwand trotzig murmelnd in der kalten münchner nacht.
we were promised jetpacks - quiet little voices
we were promised jetpacks - it's thunder and it's lightning

Jan 26 2010 Nouveau Casino Paris
Jan 27 2010 Glanz & Gloria Osnabrueck
Jan 28 2010 Loppen Copenhagen

Sonntag, Januar 24, 2010

ein (p)fund mp3 (245)

das neue album heißt "sage" und erscheint am 9. februar und ist damit nachfolger der 09er veröffentlichung "we were strangers in paddington green", damals noch unter dem moniker brent randall & his pinecones" herausgebracht:
the pinecones - sage
eines meiner lieblingslabel, nämlich la société expéditionnaire gab kürzlich auskunft über die bevorstehenden projekte, da wollen wir uns eben einklinken und das wichtigste weitergeben,
zunächst hätten wir da das album "dual horizon", welches ab 15.02. ausschließlich auf colored vinyl (+ download) zu erhalten ist, das label beschreibt: "Understand that Dual Horizon was recorded with no overdubs, and is as pure of an experience as one can yearn to spin on a turntable." ach ja, drei namen noch, die in der beurteilung des trios immer wieder auftauchen und die einordnung erleichtern helfen sollen: godspeed you black emperor!, soft machine, the art ensemble of chicago, mit denen sie auch die heimatstadt teilen:
mako sica - i'itoi
zum avisierten album "the jessamine county book of the living" gibt es folgende informationen: "I’m recording with a 4 piece band, 11 piece orchestra, 14 singers, and a number of other guest musicians who live in 10 different cities spread out across the states..." zur aufnahme und dem endgültigen mix seines vorhabens fehlt dem guten matt bauer, von dem hier die rede ist, aber noch das nötige kleingeld, so dass er sich gezwungen sah, via kickstarter unterstützer anzuheuern:
matt bauer - don't let me out (from: "the island moved in the storm")
so, und auch sie sind feste am rotieren, um in 2010 mit einem neuen album anzutreten, es heißt dazu: "Lou Rogai and co. are fingering the frets ,tickling the ivories, and making space happen in the warmth of their winter lair, neck deep in new album material, and experiencing beautiful snow covered pine-boughs in their Pennsylvania winter. Stories and verse are being gathered from nature, technology, long nights by the fire, and trans-atlantic collaborations.", wir sind gespannt:
lewis & clarke - petrified forest (from: "light time" ep)
lewis & clarke - before it breaks you (from: "blasts of holy birth")
diese band aus columbus hat ebenfalls einen neuen laib im rohr, und zwar handelt es sich dabei um den ersten full length seit dem 07er "words are stupid", erscheinen wird das neue gerät auf dem secretly canadian sublabel st. ives am 27.04., vorfreude:
the black swans - shake (from: "change!")
diesen vorschaureigen abschließen werden wir mit einem neuen signing auf la so. exp., das sofort mit einem release antritt (oder gerade deshalb), "time and temperature" wird vrstl. am 16.03. das licht der welt erblicken und wir werden fortan auch judson claiborne in unsere herzen schließen: "it's a masterful album of spirit-filled songwork", sagen die labelherren:



um die geschichte hier nicht zu einseitig zu gestalten, noch einige weitere hinweise, erst einmal ein tipp für dieses selbstbetitelte werk aus dem hause sargent house, erscheinungstermin ist der 23.02.:
fang island - daisy
fang island - life coach
aus der abteilung "the weekly download" extrahierten wir diese zwei, weil mehr waren auch nicht im angebot (übrigens aktuell auf matinée die neue northern portrait im angebot: "criminal art lovers"):
lovejoy - butter wouldn't melt
the siddeleys - wherever you go
northern portrait - new favourite moment
endlich gehts auch bei weepop! records weiter, und wie, zehn tracks auf "we disappear", erschint am 29.01.:
transmittens - marfa texas

laura veirs
29.01. Paris - Café de la Danse
02.02. Koeln - Studio 672
03.02. Muenster – Metropolis /w Jochen Distelmeyer
05.02. Berlin - Lido
06.02. Hamburg - Uebel & Gefaehrlich


delphic
03.02. Hamburg - Molotow
09.02. Berlin - Bang Bang Club
10.02. Muenchen - 59:1
13.02. Koeln - Subway


midlake
02.02. Paris - Le Nouveau Casino
03.02. Koeln - Luxor
04.02. Hamburg - Knust
09.02. Berlin - Lido

Samstag, Januar 23, 2010

neue töne (730): billy fay

auf inana records bzw. coptic cat kann man sich seit ende 2009 einen besonderen release einheimsen, mit "still some light" steht ein 2cd set zum kauf bereit, dass 43 songs mit über zwei stunden spieldauer enthält, die aufbereitung von booklet usw. ist vorbildlich, inkl. einer repro eines handschriftlichen textes des künstlers. auf der ersten cd "piano, guitar, bass & drums 1970-71" sind tonband- und kassettenaufnahmen enthalten, wobei sich jene aus dem jahr 1970 vor allem auf die aufnahmen zu ‘time of the last persecution’ beziehen, "and contain alternative versions of songs on that album, two tracks from Bill's first album ‘Bill Fay’ as well as previously unreleased songs. There are also previously unreleased songs from 1971. The second CD, ‘STILL SOME LIGHT’, is a home-recorded studio album from 2009.", heißt es weiter auf inana records. die brillanz der ersten alben erreicht fay sicher nicht auf seinem homerecording projekt. die häufig recht kurzen songs sind anrisse, losgelassene ideen, auf einem electric keyboard eingespielt. die gedanken, diese lieder mit einer band, nämlich mit wilco, einzuspielen, wurden fallen gelassen. eine umsetzung der scheuen miniaturen in größerem maßstab wäre sicherlich auch hilfreich, den großartigen künstler billy fay aus seinem schattendasein herauszuholen. sämtliche einnahmen zu gunsten des musikers gehen übrigens an die organisation "ärzte ohne grenzen".
die komplette tracklist nachfolgend:
CD1: PIANO, GUITAR, BASS & DRUMS1970–71
1. Backwoods maze / 2. The sun is bored / 3. There’s a price upon my head / 4. Time of the last persecution / 5. Plan D / 6. Sing us one of your songs May / 7. I will find my own way back / 8. Love is the tune / 9. Laughing man / 10. Arnold is a simple man / 11. Just to be a part / 12. Inside the keeper’s pantry / 13. Pictures of Adolf again / 14. Tell it like it is / 15. Release is in the eye / 16. Dust filled room / 17. I hear you calling
CD2: STILL SOME LIGHT: HOME RECORDED ALBUM 2009
1. My eyes open / 2. Solace flies in / 3. Long way from Tipperary / 4. All must have a dream / 5. War machine / 6. There is a valley / 7. Road of hope / 8. Jericho Road / 9. City of dreams / 10. Time to wake up now / 11. Hello old tree / 12. Anthems / 13. Still some light / 14. Fill this world with peace / 15. I will remain here / 16. Diamond studded days / 17. God give them rest / 18. Keep turning the pages / 19. Your life inside / 20. I thought I heard someone / 21. Be at peace with yourself / 22. All at once / 23. Peace on earth / 24. One day / 25. Here beneath the vail / 26. I wonder

erinnert sei bei dieser gelegenheit auch an die auf inana erhältliche ausgabe von "tomorrow tomorrow and tomorrow" der bill fay group, ein paar soundsamples daraus sollen Euch auf den geschmack bringen:
billy fay group - strange stairway
billy fay group - spiritual mansions
billy fay group - cosmic boxer

eingestreut (85): the vandelles

irgendwie ein klassischer name, den sich der noir rock vierer aus new york da verpasst hat. schauen wir doch einmal genauer hin, mit wem wir es hier zu tun haben: jason schwartz - guitar, vox, instruments, suzanne pagliorola - drums, percussion, projections & drum machine, lisha nadkarni - bass, instruments, vox, christo buffam - guitar, instruments, vox und als auf fotos ausgespartes mitglied david m. herbert - instruments, projections sind die protagonisten des neuen signings auf svc records, dem rührigen kleinlabel, das in den letzten jahren mit einigen tollen releases (u.a. seb roberts, mike seed, harvey girls...) auf sich aufmerksam machte. wem die band nicht ganz unbekannt vorkommt, der hat vielleicht schon mit dem us release dieser ep bekanntschaft gemacht oder gar in die bereits ausverkaufte "del black aloha lp" hören können. the vandelles veröffentlichten die hier vorgestellte scheibe bereits in 2007 und machten mit ihrem surf rock meets shoegazer mix bereits diebisch auf sich aufmerksam. nun dürfen auch wir - via uk - ran an die schwer gebrüteten buletten. denn diese art old school rock hatten wir hier lange nicht mehr, und wer sich an reminiszenzen zu den ramones, my bloody valentine und anderen mehr hält, der will nicht mit soften harmonien glänzen. dass sich allerdings wohlfeile melodien durch den verschwitzten soundkorpus drängen, dagegen haben auch die vier vandelles nichts. svc sagt: "Garage cats, cowboy beat poetry, and the Wall of Sound. Turn your eyes inside out and dig the vacuum. This is Noir Rock and Roll." na denn!
the vandelles - lovely weather
the vandelles - swell to heaven

Freitag, Januar 22, 2010

neue töne (729): robin crutchfield

die nachlese des jahres 2009 fällt intensiver und umfangreicher aus, als ich es mir hätte vorstellen wollen. in den vergangenen jahren hatte ich recht flott mit dem abgeschlossen, was mir jeweils vor dem 31.12. widerfuhr. nun aber liegen die dinge etwas anders. immer wieder drängt ein album oder ein künstler nach oder darauf, erhört und wenigstens mit ein paar zeilen besprochen zu werden. wenn darunter jemand wie robin crutchfield ist, kommt man fast nicht aus. mit "the hidden folk" (auf important records) legt der begründer von dna und damit als einer der initiatoren des no wave und der auch als synthiepop pionier in die analen eingegangene (in den achtzigern hinlänglich bekannt, mit seiner unternehmung dark day hat sich der in die jahre gekommene einen namen gemacht) ein werk vor, das den seit den 2000ern vollzogenen wandel crutchfields zum "grünen", dem akustischen weg unterstreicht. seit damals dominieren die harfe und die leier, die folklore im allgemeinen sein tun. der verzicht auf gesungenes ist dabei konsequent, lediglich die titel der einzelnen songs geben aufschluss über beweggrund und ausrichtung. dass dabei die mythischen felder bewandert werden, ist nicht überraschend, sieht man aktuelle fotos des amerikaners, der in den 70igern nach new york zog. efeukränze umsäumen sein schütteres haupt. stilisiert mit harfe oder leier, stellt er sich als eine art minnesänger in elbengestalt dabei. so artifiziell ist seine musik aber gar nicht. simpel fast, atmosphärisch dennoch dicht, wiegen sich die themen auf dem hellen grund, den die harfen- bzw. leiersaiten bereiten. kurz und prägnant sind die einzelnen stücke, wie zauberäpfel wahllos vom baum gegriffen, jeder mit einem neuen biss, einer neuen überraschung. zusammen ergeben sie aber ein saftiges abbild der erzählerischen intention crutchfields. phantasieanregend, vermittelnd quasi. warm durchstoben vom soundgebläse.
robin crutchfield - we find our way in (excerpt)
robin crutchfield - song for apollo (excerpt)
robin crutchfield - pearl sorting pixies (excerpt)

Donnerstag, Januar 21, 2010

neue töne (728): danny paul grody

mit "fountain" legt danny paul grody seinen ersten solorelease (15.01.10, root strata) in die waagschale. wer zunächst mit dem namen nichts fangen kann, dem werden die glocken läuten, wenn er erfährt, dass grody gründungsmitglied von tarantel und the drift ist. beide in san francisco ansässig und dem dortigen küstensound verschrieben. seine zunächst in "heimarbeit" entworfenen musikalischen ideen, die später im studio einen feinschliff erhielten, konzentrieren sich auf die ganz speziellen einflüsse, denen sich grody unterworfen sah: die kora musik westafrikas, dazu die arbeit amerikanischer underground akustikgitarristen und der sound und die motive des drone. die übersetzung offeriert sich in der konzentration auf ein thema, das mantraartig wiederholung findet, wo notenpakete übereinander gestapelt werden und sich texturen aus glockenhellen harmonien, "location recordings" und feedback durchs bild schieben. "giving the record a lovely patina of earth tones and moments of shimmering bright light.", schreibt das label passend. außerdem wird angefügt, dass es sich um art versteckte wohltat handeln würde, die grody mit "fountain" dem volke lange zeit vorenthalten habe. nun, hören heißt es. zum beispiel auf "eve" einlassen, da die stahlsaiten sorgsam angestrichen werden, soundwaben durchs luftige bild streifen und überhaupt die matte sonne dominiert. oder "well wisher", diese magere, feinsinnige schönheit. hier verstreicht zeit noch in sorgsamen schüben, jede form der hast ist verpönt. anschmiegsam, umschnurrt wie von einer katze, ordentlich ins kissenwerk gekuschelt, ein traum, den anziehungskräften dieser scheibe freiwillig zu folgen. in ihrer reinheit, unverletzlichen, unaufdringlichen schönheit.
danny paul grody - eve
danny paul grody - well wisher
danny paul grody - dawn

Mittwoch, Januar 20, 2010

eingestreut (84): dirk darmstaedter

begründungen dafür, dass man sich genötigt sieht, ein album voller dylan cover einzuspielen, haben die meisten, die es denn je getan haben. und davon gab es eine menge, wissen vor allem jene zu berichten, die dylan cover sammeln (auch von diesen gibt es einen ganzen haufen). dirk darmstaedter gibt nun an, dass er selbst in den staaten aufgewachsen und damit denselben einflüssen unterworfen sei. zudem sei er hinsichtlich des lebens und wirkens des musikers aus duluth bewanderter als die meisten anderen. ob das ausreicht? ab 28.01. wissen wir mehr, denn dann erscheint "dirk sings dylan" auf tapete records. es ist mit einigen heißen kandidaten bestückt, an denen man sich prima die hände verbrennen kann. doch der appetizer, "subterranean homesick blues", weiß durch eine proppere rockabilly version zu gefallen. mal sehen, wie der rest ausfällt.
Tracklist
01. All I Really Want To Do
02. Subterranean Homesick Blues
03. Boots of Spanish Leather
04. Sad-Eyed Lady Of The Lowlands
05. Mr. Tambourine Man
06. It Ain't Me, Babe
07. Simple Twist Of Fate
08. Chimes Of Freedom
09. Shelter From The Storm
10. He Was A Friend Of Mine

dirk darmstaedter - subterranean homesick blues

ein (p)fund mp3 (244)

ganz groß im kommen dieser tage: kemado records, eine band allerdings steht derzeit auch bei ihnen hoch im kurs, nach der 12"ep folgt "answer to yourself" und das knallt!:
the soft pack - answer to yourself
auf den asthmatic kitty act hatten wir hier im september 08 schon ausführlich hingewiesen, nun mit neuem release, ab 13.04. ist mit "animal feelings" zu rechnen:
rafter - paper (2010)
rafter - sweat (2008)
rafter - salt (2008)
rafter - juicy (2008)
der erste musikalische hinweis von "permalight" (am 02.03. auf dem markt) klingt nach zukunft, aber eine, die dir von hinten durch die brust ins auge kommt, you know:
rogue wave - good morning
brooklyn wieder, das album "made flesh" ab 30.03. zu haben, auf lore recordings, very strange:
extra life - (pay ip) the ladder
barsuk barsuk barsuk, ich bin sehr neugierig, wohin das label sich zukünftig wenden wird, die bewegung, diese ungelenke ist irgendwie raus, ab 23.02. gibt es aber immerhin noch "true devotion" + wenig versteckter hinweis auf einen weiteren release:
rocky votolato - red river
phantogram - when i'm small
das ist ja wie klassentreffen, ewig nichts gehört und gleich wieder erkannt, ab 09.02. gibt es die duck kee sessions ep, erscheint auf cytunes:
schooner - feel better
morr! ich freu mich auf besinnlichere klänge, ab 02. märz heißt es "we built a fire", mitmachen, mittönen:
seabear - lion face boy
hach, auch aus brooklyn, aber ganz anderes wetter, album gibt es trotzdem, logen, heißt "my dear one" und kommt am 04.05., inchtabokatables in weiblich oder so oder mehr, gewinnen übrigens den preis: schönste band der welt, glaub ich:
shondes - my dear one
wie jeden montag, die unmissverständliche musiknachricht von bad panda records, ein track (cc-licensed), heute:
boy without god - city kids
abschließend der hinweis auf die daytrotter session mit einigen sehr schönen versionen, auch das letztjährige album "beasts of seasons" gilt es sicher für einige noch einzuholen, auf hush records:
laura gibson - o frailty (daytrotter)
laura gibson - glory (daytrotter)
ach, selbes label, und gerade eben erst erschienen: "la siembra, la espera y la cosecha", anhören, unbedingt:
rauelsson - debutantes
rauelsson - el rio de los nudos

Dienstag, Januar 19, 2010

glotzt nicht so romantisch (82): bela emerson

ein kapitel neu in der reihe "glotzen". es bleibt dabei, oft geht es gar nicht um die bilder selber, sondern um das tun derjenigen, die zu sehen sind. nichts gegen gut fotografierte videos, aber die musik bleibt eben immer davor. in diesem fall kreiert sie bela emerson. sie schafft sich am electric cello ebenso wie an der tenor violine und der singenden geige. sie ist beeinflusst durch avant-jazz, gypsy, balkan folk, aber auch durch riot grrl punk und pop. viele stile, die doch allesamt in ihr ganz eigenes spiel eintauchen, um daraus extrahiert eine performance zu basteln, die sich aus spontanität, explosivität, intensität und einer spielerischen flexibilität zusammensetzt. der einsatz der elektronik, effektpedale zum beispiel, ermöglicht es emerson, die töne des cellos auf vielfache art zu verfremden und so in neue sphären zu stossen. man kennt das von anderen künstlern, karl blau zum beispiel, klänge werden geloopt, vervielfacht, übereinander gestapelt, enthoben, verwoben. bela hat schon auf dem glastonbury, dem supersonic, auf dem bestival und so weiter gespielt. letztes album, "hespera", ist aus 2008. beispiele:





eingestreut (83): serious business records

wie in den letzten jahren üblich, verschönert uns serious business records auch den jahresabschluß 2009. pünktlich zum 31.12. erschien "the year in business 2009" auf dem vitalen label, über das wir in aller regelmäßigkeit berichtetn. dass es die möglichkeit zum download des gesamten samplers via .zip gibt, halte ich für keine selbstverständlichkeit. allerdings sind einige labels da in der vergangenheit wesentlich spendabler geworden. so kann man zumindest recht breit auf den "unternehmensgeschmack" kommen. das sollte sich doch bezahlt machen. viel vergnügen mit den appetithappen, den rest nach dem download. und natürlich nicht vergessen, die tonträger jedes einzelnen klienten auf sbr lohnen sich! kaufen!
tracklist:
1. SAADI - Bad City (Serious Business Remix)
2. THE TWO MAN GENTLEMEN BAND - Me, I Get High on Reefer (live)
3. THE PAPARAZZI - The Rococo Tape
4. THE OCTAGON - Suicide Kings
5. HIGGINS - What Don't You Want?
6. JACK AND THE PULPITS - Francypants
7. ROCKETSHIP PARK - Spinning Globes
8. BENJI COSSA - Annie Delia
9. THE UNSACRED HEARTS - Fake Kisses
10. THE TWO MAN GENTLEMEN BAND - Drip Dryin' (Reprise!)

Montag, Januar 18, 2010

neue töne (727): william fowler collins

auch sein letztes werk landete in den kritikerlisten des vergangenen jahres weit vorn. der name william fowler collins ist einem dennoch nicht so vertraut. denn seine vita hat zwar schon einen leichten buckel, die anderen in den 70igern geborenen wissen, wovon ich rede, collins ist jahrgang 74, sie ist aber kaum durch alben aufgelockert. auf die welt gebracht und aufgewachsen in new england, wohnt der musiker mittlerweile in new mexico. dort studierte er auch, was ihn wohl im wesentlichen von der aufnahme einer größeren anzahl von alben abhielt, und schaffte es gar bis zu einer professur. er darf sich fortan "professor of Sound Art at the University of New Mexico" nennen. an der uni war er - randbemerkung - u.a. mit fred frith und pauline oliveros beisammen. seine karriere startet collins mit 14, er beginnt das gitarre spielen, vorbild j. hendrix. mit 15 der erste auftritt, der in einem disaster endet. später dann das prägende studium am mills college.
spricht man ihn auf seine einflüsse an, gibt collins beredt auskunft über das leben in new mexico, den weiten horizont und die landschaftliche schönheit. musikalisch lässt er sich von vielerlei inspirieren, bis hin zu soundtracks von horrorstreifen. wirklich festlegen lässt er sich nur ungern, ein blick auf seine 09er lieblingsalben aber hilft durchaus weiter: tuma/weis - taradiddle, the charlemagne palestine/christoph heeman - saiten in flammen, xasthur - all feflections drained, nortt - galgenfrist. darüber hinaus hörte er zuletzt gern sandy bull - e pluribis unum sowie die p.i.l. reiussues.
sein eigenes, noch beschränktes, werk konzentriert sich auf zwei alben. von "western violence & brief sensuality", das in 2007 als selfrelease erschien, sagt man, dass sein echo so tief geht, dass es selbst den originalsound übertönt und wie eine schwere welle darüber hinweg jagt. ambientes surren, gitarrenakkorde im drone, kratzende texturen. gefallen fand der longplayer auch im hause type records. so dass sich die dortigen verantwortlichen des nachfolgewerkes annehmen wollten. und taten. so geschehen im vergangenen jahr. "peridition hill radio" inkludiert dark ambient, drone, noise, black metal, field recordings, psychedelic rock... und lässt sich am ende doch nur mit gothic neo-western sound beschreiben. type hat mit "peridition hill radio" jedenfalls wohl das bis dahin lauteste und krachigste album seit je herausgebracht und vermutlich auch das erste drone album auf dem label überhaupt. in einer review auf digitalis heißt es: "the album’s centrepiece, the 21:30-minute track “dark country road”, starts off as a forlorn piece of slide guitar nostalgica. but the crackling campfire that seems to set in after about two minutes turns about to be an all-encompassing blaze."
leider finde ich ein älteres interview nicht mehr. darin erzählt collins, mit welchen effekten er genau arbeitet, welche compuertprogramme er nutzt und wie er seine field recordings aufnimmt. sehr interessant das ganze, wenngleich weniger spannend, als man zuweilen glauben will. recht profan, dafür aber umso imposanter, was er an der gitarre veranstaltet. apropos veranstaltet, als gründer und kurator der spectre series zeichnet collins seit 2008 für konzerte in den bereichen electroacoustic, acousmatic, noise und freie improvisation verantwortlich.

March 13, 2010 - Netwerk Center for Contemporary Art, Aalst, Belgium
March 18, 2010 - Courtisane Festival, Ghent, Belgium


william fowler collins - foothills' ghost (from: "western violence & brief sensuality", 2007)
william fowler collins - over the mountain (from: "western violence & brief sensuality", 2007)
- der stream zum aktuellen werk:

Sonntag, Januar 17, 2010

ein (p)fund mp3 (243)

ein bißchen was besonderes aus der ecke, müsste mal benannt und gehört werden, aber die zeit ist zu knapp für eine ausführliche vorstellung und beschäftigung, dennoch nichts für kalte hunde und wem es nach mehr ist, der klagt an und ich komme dem nach, wie auch immer, höret!:
eigentlich jayson thompson, mitbegründer des denver sound, seit 2004 jedoch ohne veröffentlichung, und was bleibt uns übrig, wenn vom düsteren burschen, der den gothic americana wie kein zweiter zelebriert, nichts nachkommt, wir wärmen die suppe auf:
jay munly - my darling sambo (from: "jimmy carter syndrome", 2002)
jay munly - rufus wainwright, i'm coming after you (from: "munly & the lee lewis harlots, bonus dvd)
jay munly - amen corner (from: "munly & the lee lewis harlots, 2004)
eine junge dame, die vielmehr beachtung braucht, stammt aus newcastle, ist noch teenager und auf dem besten weg in die fußstapfen einer josephine foster zu treten, zuletzt gab es eine 7" "golden", darauf enthalten auch "nightswimmer" (siehe unten), sowie die ep "hot toast vol. 1" auf static caravan (beide 2009, letztere bereits ausverkauft):
beth jeans houghton - the garden
beth jeans houghton - sink
beth jeans houghton - nightswimmer (live on bbc 6 music)
beth jeans houghton - harlequin (live on bbc 6 music)
die band aus pullman, washington schickt sich an, die neue ep "stay warm" ins rennen zu schicken, ein genaues release datum gibt es noch nicht, dafür aber einen ersten einblick, chris early (mitbegründer von band of horses) hatte seine finger im spiel:
yarn owl - bicycle
ein bißchen haben sie schon von sich reden gemacht, aber der erste offizielle release steht noch aus, vielmehr an, denn die ep "color your life" haben die vier new yorker nun bald am start, auf infinite best recordings:
twin sister - i want a house (from: "vampires with dreaming kids")
twin sister - nectarine (from: "vampires with dreaming kids")
sie ist klangkünstlerin, musikerin, vornehmlich an elektronischem gerät und mit stimme, die bostonerin hat dabei mehr drauf, als nur geräusche zu produzieren, zuletzt in einer schaffenspause, aber sie versprach, nach viel 'denken' und noch mehr 'hören' zurück zu kehren:
jessica rylan - please come to meet me there (from: the comp cd "more self is less self")
jessica rylan - nothing as real as it felt (from: "can't")
eine session exklusiv für das holländische radio 6, dwars session genannt, spielte paul metzger ein: hier kann man sich das in ruhe anhören.

Samstag, Januar 16, 2010

konzert: battlefield band, 15.01.10

es galt ein sagenhaftes jubiläum zu feiern. die battlefield band (benannt nach dem glasgower stadtteil, aus dem die urmitglieder stammten) wurde in diesem jahr 40 jahre alt. vierzig jahre scottish folk sollten ab dem gestrigen 15.01. auf der sogenannten milestone tour emporgehoben werden. erste station dieser unternehmung war das haus der kultur im oberbayerischen waldkraiburg. die werbung hatte ganz gut gefruchtet, publikum, vor allem in der mitte des lebens bzw. darüber hinaus, kam überraschend vielzählig. vielleicht waren es sechszig, höchstens achtzig, die sich an diesem kühlen abend auftaten, um alan reid, das einzig verbliebene gründungsmitglied und seine neuen, treuen begleiter zu begrüßen. die fackelten auch nicht lange oder hielten sich bei vorreden auf, sondern stürmten, ihren vorfahren gerecht werdend, voran. neben reid, der piano und synthesizer bediente und immer wieder den gesangspart übernahm, standen auf der bühne: der gitarrist sean o'donnell, ebenfalls für den gesang mitverantwortlich, mike katz, der sich mit mandoline, flöte und vor allem dem dudelsack hervortat und schließlich alasdair white an der geige. die beiden letztgenannten sorgten für den heimat typischen folksound, hier die flinke fidel, dort der geräuschvolle dudelsack. beiden gelang es, eine hypnotische, einnehmende klangwelt zu performen, die unvermittelt in das emotionale zentrum vorstiess. diesem sonoren und gleichzeitig innehaltenden dudelsackton und der darüber abgefackelten geigenleidenschaft bin ich schlichtweg erlegen. hin und wieder hatte man gar den eindruck, die beiden würden sich in einen rausch spielen. doch sie wurden im zaum gehalten. die neben ihnen postierten kollegen sorgten dank beengter, agitierter spielweise für eine vemeidung des ausbrechens dieser beiden leidenschaftlichen musiker. das konzept der battlefield band sieht denn auch vor, das traditionelle mit dem modernen zu verbinden. im konkreten fall hieß das zum beispiel, den scottish sound mit quälenden pianospuren in boogie woogie manier oder gar ragtime bis hin zu ausflügen in den jazz zu parlieren. auch die gitarre konnte diesen unentschuldbaren lapsus, der als solcher aber gar nicht deklariert war, ausgleichen. sie stolperte immer wieder versonnen und ganz für sich übers parkett. unbeschwert ja, aber nicht immer passend und unterstützend. auch hier offerierten sich gern jazzige einsprengsel und muntere wendungen, die dem gezielten aufgalopp der beiden 'schotten' entgegen wirkten. dem gesamtbild verhalf diese kombination zu einem irrittierend unrunden bild. dem auditorium war das wohl wurst, es goutierte jedes lied mit fleißigem beifall, jubelte gar oder pfiff. wirkliche wallung gab es jedoch nicht. dabei wäre es dem auftritt sicher nicht abträglich gewesen, wenn die band einem wacheren, agileren publikum gegenüber gestanden wäre. sie spielten zum tanz auf und keiner trat an.

manch interner kommunikation meinte man anzusehen, dass gerade dieser umstand für erstaunen sorgte. gut und gerne konnte man glauben, dass konzerte der band zu feurigen festen ausarten konnten. hier aber saß alles stcoksteif auf den stühlen und harrte, was da noch kommen würde. das repertoire speiste sich vor allem aus dem aktuellen neuwerk der battlefields, dem album "rama zama". wir hörten lieder über das auswandern (von schottland nach irland), über den kurzen, aber heftigen schottischen goldrausch, über die liebe und über das lieblingsgetränk des inselvolkes. zum glück hatten die vier ausreichend humor im gepäck. ich hoffe, er wird auf den folgenden stationen nicht allzu arg strapaziert.
battlefield band - dookin' for beetroot/head rost (excerpt, 2007)
battlefield band - the road of tears (excerpt, 2006)
battlefield band - happy days (excerpt, 2001)